Poster für die Business Continuity Awareness Week 2016

Vom 16. bis 20. Mai findet dieses Jahr wieder die Business Continuity Awareness Week “BCAW” statt. Die Woche ist dazu da, das Bewusstsein für Business Continuity Management in den Organisationen zu stärken. Das Business Continuity Institute bietet in dieser Woche auf der Webseite BCAW2016 zahlreiche hochwertige und kostenfreie Webinare internationaler Referenten zu BCM an. Zur Unterstützung der Awareness-Kampagne gibt es auch in diesem Jahr wieder Poster. Diese können kostenfrei in unterschiedlichen Formaten von der Seite heruntergeladen werden und dürfen Büros und Gänge schmücken.

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Implementierung von Business Continuity Management bei begrenzten Ressourcen

Viele Unternehmen schrecken vor der Implementierung von Business Continuity Management zurück, weil sie die Ressourcen für ein solches Vorhaben nicht einsetzen können oder wollen. Die Implementierung eines vollumfänglichen Business Continuity Management ist auch tatsächlich ein Vorhaben, das bei der Implementierung und dem Betrieb erhebliche personelle und finanzielle Ressourcen binden kann. Aus diesem Grund auf die Implementierung eines BCM ganz zu verzichten, ist jedoch eine falsche und gefährliche Entscheidung. Die Geschäftsleitung verstößt damit im Übrigen auch gegen gesetzliche Vorgaben für das Risikomanagement aus dem Aktiengesetz und GmbHG. Auch Kunden fordern zunehmend bei Vertragsabschluss eine Notfallvorsorge und ein Krisenmanagement. “Doing the right things”, ist  ein wichtiger betriebswirtschaftlicher Grundsatz für die Effektivität des Handelns. Übertragen auf die Implementierung von BCM bedeutet dies, mit begrenzten Ressourcen die größtmögliche Wirkung zu erzielen. Hierzu müssen die geschäftskritischen Produkte und Prozesse des Unternehmens identifiziert werden. In der strategischen BIA erfolgt dies aus einer Top-Level-Sicht des Unternehmens:

  • welches sind die Produkte und Services des Unternehmens, die nicht unterbrochen werden dürfen?
  • welches sind die Kunden, deren Versorgung die höchste Priorität haben?
  • welches sind die kritischen Geschäftsprozesse zur Erstellung dieser Produkte und Services?
  • Welches sind die kritischen IT-Anwendungen,  Dienstleister und weitere Ressourcen, die zur Erstellung dieser Services benötigt werden?

Diese Fragen werden in einem Workshop mit der Geschäftsleitung geklärt. Die Festlegungen hieraus legen den Scope des BCM fest. Durch die Konzentration auf “bestandsgefährdende” Produkte und Prozesse kann der Scope für das BCM im ersten Schritt sehr eng gezogen werden. Durch die nachfolgende taktische und operative BIA wird diese strategische BIA verprobt und vertieft.

Durch die “Konzentration auf das Wesentliche” kann auch mit begrenzten Ressourcen ein Business Continuity Management implementiert werden. In den weiteren Schritten der Implementierung wird der Scope dann sukzessive erweitert und vertieft. Die Methoden und Verfahren sind hierfür bereits aus der initialen Implementierung erprobt und bewährt. Wichtig ist es, den ersten Schritt zu machen.

Wachsende Bedeutung von “non property damage risks”

Risiken, die keine physischen Schäden verursachen, aber trotzdem zu finanziellen Schadensfolgen für das Unternehmen führen, nehmen zu. Zu diesen Risiken gehören zum Beispiel Schäden durch Cyber Attacken oder geo-politische Risiken. Die finanziellen Schäden in Folge von Reputations- und Imageverlusten übersteigen mittlerweile die direkten Kosten durch Cyber Attacken. Dies ist ein Ergebnis des Allianz Risk Barometer 2015. Über 500 Risikomanager in mehr als 40 Ländern wurden für die Studie befragt. Geschäftsunterbrechungen auf Grund von physischen Schäden wie Feuer, Explosion oder Naturkatastrophen sowie Unterbrechungen der Lieferkette dominieren jedoch nach wie vor die Risikolandschaft. Insbesondere die stark wachsende internationale Vernetzung der Wirtschaft schlägt sich in den Risiken nieder. Der legendäre “umgefallene Sack Reis in China” kann mittlerweile auch hierzulande über die eng verflochtenen Lieferketten einen Tsunami auslösen. Business Continuity Management und Transparenz der Lieferkette um diese Risiken zu reduzieren ist trotzdem bei vielen Unternehmen noch Fehlanzeige. “Collaboration between different areas of the company – such as purchasing, logistics, product development and finance – is necessary in order to develop robust processes which identify break points in the supply chain. Supply chain performance management analysis can enable early warning systems to be created, ” so Volker Muench, Global Practice Group Leader, AGCS Property Underwriting in der Studie. Und da waren sie wieder, die Silos, die es aufzubrechen gilt.

Was bedeutet dies für das Business Continuity Management? Die klassischen BCM-Risikoszenarien wie Ausfall von Gebäuden, Personal oder IT bleiben von Relevanz. Weitere Szenarien, die non property damage risks abbilden, müssen im Business Continuity Management stärker berücksichtigt werden. Die Frage ist, wie muss eine Business Impact Analyse und eine Notfallplanung aussehen, die eine angemessene Reaktion ermöglicht. Fakt ist, dass die Anforderungen an Reaktions- und Wiederanlaufzeiten bei diesen Risiken deutlich kürzer werden, als wir sie häufig für die klassischen BCM-Szenarien in der Business Impact Analyse abbilden. Kritischer Erfolgsfaktor für die Bewältigung dieser Szenarien ist eine schnelle Reaktion und Kommunikation – sowohl intern als auch intern. Aspekte, die auch in Tests und Übungen für das BCM und Krisenmanagement berücksichtigt werden müssen. Übungen, die eine Cyber-Attacke simulieren, zeigen diesen Effekt allen Beteiligten deutlich auf. Dynamik, Zeit- und Entscheidungsdruck sind ungleich höher als bei den klassischen BCM-Szenarien. Da hilft nur üben, denn leider ist die Wahrscheinlichkeit von einer Cyber-Attacke getroffen zu werden sehr hoch und  sei es nur wie im Falle des Ludwigsluster Wurstfabrikanten, dessen Mail-Adresse zum Versand von Malware missbraucht wurde. Empörte und hilflose Opfer des Cryptolockers legten daraufhin durch Anfragen und Beschwerden die Infrastruktur des Unternehmens für mehrere Stunden lahm.

Vom schwierigen Verhältnis zwischen Business Continuity Management und Organizational Resilience

Vor einigen Jahren tauchte der Begriff “Resilience” in der klassischen Business Continuity Welt auf und Nichts war mehr so wie es vorher war. BCM war out und altmodisch, Resilience in und hip. Keine Konferenz, kein Artikelbeitrag ohne das magische Wort “Resilience”. Weiterlesen…

Elevator Pitch für die BIA-Ergebnispräsentation

Die vorhergehenden Beiträge im Management-Meeting, in dem Sie die Ergebnisse der Business Impact Analyse vorstellen sollen, haben mal wieder überzogen und Ihnen bleiben  noch fünf Minuten bis das Management unwiderruflich das Notizbuch zuklappt. Geht nicht? Geht doch!

BIA Results

Die Ergebnisse der strategischen und taktischen BIA lassen sich kompakt auf einer Seite darstellen. In einer Darstellungsform, die dem Management geläufig ist. Dies fördert zudem die Akzeptanz und damit auch die Awareness beim Management für unser geliebtes BCM.

In der Kürze liegt die Würze – wie Sie sehen auch bei diesem Beitrag 😉

Sackgasse BIA?!

Sackgasse BIA? – was für eine Frage, wo doch gerade dieser schöne neue ISO-Standard für die BIA veröffentlicht wurde (ISO/TS 22317:2015). Um es gleich vorwegzuschicken, ich gehöre nicht zu der Fraktion, die die BIA als Zeitverschwendung betrachten. Im Gegenteil, ich halte die Business Impact Analyse für die wesentliche Phase im BCM-Lebenszyklus, um die nachfolgenden Phasen Taktik / Strategie, Notfallplanung sowie Tests und Übungen effektiv und effizient durchführen zu können. Ob eine BIA zum Katalysator oder Bremsklotz im BCM-Lebenszyklus wird, entscheidet der Anwender und nicht die BIA selbst. Weiterlesen…

ISO Standard 22317 Business Impact Analyse ist veröffentlicht

Der ISO Standard für die Business Impact Analyse ist von der ISO am 17. September offiziell veröffentlicht worden. Die ISO 22317:2015 beschreibt die Vorgehensweise für die Durchführung einer BIA. Der Standard orientiert sich grundsätzlich an der Vorgehensweise der Good Practice Guidelines des BCI, lässt aber genügend Spielraum für individuelle Anpassungen.

die BIA – wo ist bloß der Beginn des roten Fadens?

Eigentlich könnte man meinen, zur Business Impact Analyse ist alles gesagt und geschrieben. Es gilt also nur noch nach Best Practices mit bewährten Templates an die Arbeit zu gehen. Leider zeigt es sich in vielen Projekten immer wieder, dass es gar nicht so einfach ist, den Beginn des roten Fadens für die BIA zu finden. Ja natürlich, für Geschäftsprozesse soll die BIA gemacht werden. So weit so gut. Was aber, wenn die Geschäftsprozesse gar nicht beschrieben sind oder in einer viel zu hohen Detaillierungsebene. Soll die BIA für alle Prozesse gemacht werden, und wenn nicht, welche Geschäftsprozesse können erst mal – oder vielleicht ganz – außen vor gelassen werden? Die ideale Welt für das BCM gibt es nun mal fast nur in der Theorie und den BCM-Standards. Der größte Fehler ist jetzt jedoch, mit großem Tatendrang einfach einmal mit irgendwelchen Prozessen anzufangen. Leider verbaut man sich mit diesem vermeintlich pragmatischen und ungestümen Vorgehen so manche tolle Chance, die sich aus der BIA ergibt. So zum Beispiel die Abhängigkeitsanalyse zwischen den Prozessen. Sind im Unternehmen keine durchgehenden Wertschöpfungsketten beschrieben, eröffnet gerade die BIA die Chance, sich diesem Ziel ein großes Stück zu nähern. Voraussetzung hierfür ist jedoch,  dass in der BIA für die Geschäftsprozesse Vorgänger- und unterstützende Geschäftsprozesse angegeben werden können. Und hierzu benötigt es eine Liste der Prozesse. Die Prozesse in der Prozessliste sollten sich auf einer vergleichbaren Detaillierungsebene befinden und so benannt und beschrieben sein, dass ein einheitliches Verständnis über die Prozessinhalte und Prozessgrenzen besteht. Um jetzt nicht in ein aufwändiges Prozessmanagement abzugleiten, verbunden vielleicht sogar noch mit einer Toolauswahl für das Prozessmanagement, ist Pragmatismus angesagt. Das Vorgehen kann zum Beispiel darin bestehen, von den potentiell kritischen Fachabteilungen sich die maximal fünf bis zehn wichtigsten Aufgaben nennen zu lassen. Eine kleine Beschreibung der Aufgaben nach dem EVA-Prinzip (Eingabe – Verarbeitung – Ausgabe) definiert die Aufgabeninhalte und Schnittstellen. Diese Aufgaben “mutieren” dann in der BIA zu Prozessketten, indem die jeweiligen Vorgänger- und Unterstützungsaufgaben je Aufgabe abgefragt werden. Und schon ist man den Wertschöpfungsketten ein gutes Stück näher gekommen. Die zusätzliche Arbeit für die Erstellung dieser Aufgabenlisten lohnt sich in jedem Fall. Der Anfang vom Faden für die BIA ist damit gefunden und an diesem lässt es sich jetzt gut weiterhangeln, bis aus dem Faden ein Pullover gestrickt ist. Grobmaschig, aber erst einmal wärmend. Um die Details kann sich jetzt das Prozessmanagement kümmern und im nächsten BIA-Aktualisierungslauf werden die Maschen enger geknüpft. Rom ist auch nicht an einem Tag erschaffen worden – aber es gab ein klares Schnittmuster für den Aufbau der Stadt und der Verkehrswege nach dem vorgegangen wurde.

Personalausfall – der schlafende Riese

BCM-Szenarien wie IT-Ausfall, Gebäude- und / oder Arbeitsplatzausfall sind in der Notfallvorsorge mittlerweile selbstverständlich. Das Szenario “Personalausfall” gehört in der Theorie gleichwertig mit zu den elementaren Risikoszenarien wie auch der Ausfall kritischer Dienstleistungen / Dienstleister. In der Praxis kommt das Szenario Personalausfall in allen Phasen des BCM-Lebenszyklus leider oftmals zu kurz. Und das, obwohl uns auch die praktische Realität zum Beispiel in Form zahlreicher streikbedingter Personalausfälle bei Bahn, Kitas und Geldtransporteuren die Notwendigkeit einer angemessenen Vorsorge für Personalausfälle aufzeigt. SARS, Vogelgrippe, EHEC/HUS und jetzt aktuell MERS finden vermeintlich im fernen Asien statt. Norovirus, auch “Kreuzfahrer-Virus”,  trifft vermeintlich nur Kreuzfahrer – aktuell gibt es eine Lebensmittelwarnung wegen Noroviren in gefrorenen Erdbeeren bei Aldi Nord. Masern-Epidemien betreffen nicht nur die Kinder, wenn Heerscharen von Elternteilen für die Pflege zu Hause bleiben müssen. Doch wenn das Szenario “Personalausfall” zuschlägt ist jede Vorbereitung Gold wert. Hinzu kommt dass das Szenario Personalausfall BCM und Krisenmanagement gerne über Tage, Wochen oder gar Monate auf Trab hält. Eine zweistündige Krisenstabsübung lässt die Anforderungen an ein solches Szenario nur erahnen. Alleine, wenn der Krisenstab in den Drei-Schichtbetrieb gehen soll … Weiterlesen…

Die Business Impact Analyse für den Fachbereich IT

Geht man mit der Business Impact Analyse durch die Fachbereiche im Unternehmen landet man früher oder später bei der IT. Dieses “früher oder später” wird zentrales Thema dieses Beitrags sein. Die IT stellt mit den IT-Services wesentliche geschäftskritische Ressourcen für die Geschäftsprozesse zur Erbringung der Produkte und Services. des Unternehmens Auf der anderen Seite ist der Fachbereich IT auch eine Organisationseinheit mit Prozessen und Ressourcen. Weiterlesen…

ISO-Standard 22317 für die Business Impact Analyse auf der Zielgeraden

Das Technical Committee TC 292 der ISO-Organisation erarbeitet derzeit den offiziellen Standard für die Business Impact Analyse als Teil des gesamten Arbeitspakets an neuen Standards rund um den ISO 22301. Parallel entsteht auch der Standard für die Supply Chain Continuity ISO 22318. Der Standard ISO 22317 Business Impact Analysis liegt mittlerweile als verabschiedete Draft-Version (ISO Status 30-60) vor.

Der Standard besteht aus den drei Hauptteilen

  • Voraussetzungen für die Durchführung einer BIA
  • Durchführung der Business Impact Analyse
  • BIA-Aktualisierungen

sowie den Anhängen:

  • BIA als Teil des ISO 22301 BC Management Systems
  • BIA Terminologie
  • Datenerhebungsmethoden für die BIA
  • Weitere Mehrwerte des BIA Prozesses für das BCM.

Der Prozessaufbau für die BIA sieht die folgenden Schritte vor:

  1. Priorisierung der Produkte und Services durch das Top-Management
  2. Priorisierung von Prozessen
  3. Priorisierung von Aktivitäten
  4. Analyse und Konsolidierung der BIA-Ergebnisse
  5. Einholung des Einverständnisses des Top Managements für die BIA-Ergebnisse.

Das Ziel der BIA “… is to prorize the various organizational components so that product and Service delivery can be resumed in a predertermined order following a disruptive incident to the satisfaction of interested parties.”

Durchgehend wird vom zentralen Ziel der Priorisierung gesprochen. Wie diese Priorisierung en Detail erfolgt, ist im Standard nicht vorgegeben. Das Vorgehen folgt dem BIA-Konzept der BCI Good Practice Guidelines (GPG) des Business Continuity Institut (BCI) mit einer strategischen BIA mit dem Top-Management zur Festlegung der Rahmenvorgaben für die Wiederherstellung von Produkten und Services sowie der taktischen und operativen BIA zur Ermittlung der Anforderungen der Prozesse und Ressourcen. MTPD, RTO und RPO werden im Standard nur kurz referenziert, aber nicht inhaltlich ausgeführt. Wer sich in der BIA bereits am GPG orientiert, ist auch hinsichtlich des Standards gut unterwegs.

Für die Impact-Kategorien werden Beispiele an die Hand gegeben:

für die Produkt- und Service-Priorisierung durch das Top-Management:

  • Financial
  • Reputational
  • Legal and regulatory
  • contractual
  • Business objectives

für die Priorisierung der Aktivitäten ergänzend:

  • Operational (backlog of workload, Impact to interrelated aacticities)
  • Welfare (physical or mental harm to staff or visitors).

In der BIA auf Prozessebene werden

  • Abhängigkeiten zwischen Produkten, Services, Prozessen und Aktivitäten identifiziert
  • die Auswirkungen (Impact) über die Zeit ermittelt
  • Prozesse priorisiert.

In der BIA auf Aktivitätenebene werden die erforderlichen Ressourcen erhoben:

  • Mitarbeiter, Qualifikationen, Rollen
  • Gebäude
  • Einrichtungen, Ausrüstung
  • Dokumente
  • Finanzen
  • IT und Telekommunikation
  • Dienstleister, Versorger, Auslagerungen
  • Abhängigkeiten von anderen Prozesse und Aktivitäten
  • Werkzeuge, Ersatzteile
  • Einschränkungen hinsichtlich Logistik oder Regulatorik.

Auf Basis der BIA-Ergebnisse mit den Anforderungen an die Wiederherstellung erfolgt die Entwicklung der BCM-Strategien für

  • Arbeitsplätze
  • Dienstleister
  • IT
  • Mitarbeiter
  • Technische Ausrüstung und Material.

Der Standard unterscheidet zwischen der Initialen BIA und der nachfolgenden (“typischerweise jährlichen”) BIA-Aktualisierung. Für die initiale BIA wird angenommen, dass Informationen schlecht oder gar nicht verfügbar sind. In den nachfolgenden Aktualisierungen der BIA kann der Fokus dann verstärkt auf organisatorische Änderungen und Risikoakzeptanz gelegt werden.

Meine persönlichen Anmerkungen:

Beim ersten Lesen des Standards war ich positiv überrascht, dass MTPD, RTO und RPO fast gar keine Erwähnung im Standard finden. Statt mit Begrifflichkeiten zu hantieren, wird tatsächlich der Fokus auf das zu erzielende Ergebnis einer BIA gelegt: die priorisierten Prozesse und Ressourcen. Aus meiner Sicht eine positive Ausrichtung. Die Ausgestaltung der Methodik obliegt den Unternehmen und kann damit größen- und risikoorientiert adjustiert werden. Der Standard gibt den erforderlichen Rahmen hierfür vor. Nicht mehr und nicht weniger.

Das lässt uns mit positiver Spannung auf den neuen Standard für Supply Chain Continuity warten.

BCI-Studie “Counting The Cost” – Berücksichtigung der Kosten in der BIA

Im Rahmen der Business Continuity Awareness Week 2014 hat das Business Continuity Institute BCI in einer Meta-Analyse die Kosten von Geschäftsunterbrechungen aus mehreren Quellen zusammengetragen. Wie immer bei solchen Zahlenwerken ist zu hinterfragen, woher sie kommen und wie sie zu interpretieren sind, bevor man sie verwendet. So wird in diesem Dokument die Behauptung wiederholt, dass 40 bis 60 Prozent der Unternehmen ohne Notfallplan nach einem Notfall nicht wieder öffnen. So schön und plakativ werbend diese Aussage für BCM ist, eine gesicherte und seriöse Quelle konnte für diese Aussage leider noch nicht identifiziert werden. Trotzdem gibt diese Zusammenstellung an Studienergebnissen einen guten Überblick über die Höhe von Ausfallkosten, Kostenarten sowie Ursachen, ergänzt um Branchenvergleiche. In einer Business Impact Analyse können Sie jedoch zu völlig anderen Größenordnungen kommen. Dies ist ganz stark davon abhängig, wie der finanzielle Schaden einer Geschäftsunterbrechung berechnet wird. So macht es zum Beispiel einen enormen Unterschied, ob Personalausfallkosten mit einbezogen werden und zu welchen kalkulatorischen Stunden- bzw. Tagessätzen dies erfolgt. Alternativ können zum Beispiel auch nur GuV-relevante Kostenfaktoren in die Schadenermittlung einbezogen werden. Die absoluten Werte sind in diesem Falle wesentlich geringer. Bei einer Business Impact Analyse ist weniger entscheidend, ob alle möglichen Kostenfaktoren mit einbezogen werden, sondern eine einheitliche und stringente Definition der zu berücksichtigenden Kosten, damit die Vergleichbarkeit gewährleistet wird:

  • Ursachen der Kosten / Kostenträger (Unternehmen, Konzern, intern, extern)
  • Kostenarten (GuV-Kosten, Opportunitätkosten)
  • Kalkulationssätze (Personal, IT)
  • Berücksichtigung von Opportunitätskosten
  • Berücksichtigung möglicher Versicherungsleistungen oder Schadenersatz
  • Direkte und indirekte Kostenwirkungen.

Entscheidend in der BIA ist die Vergleichbarkeit der Impact-Einschätzungen zwischen den Prozessen. Schätzen die Prozessexperten auf unterschiedlicher Basis mit unterschiedlichen Prämissen und Kalkulationssätzen sind die Ergebnisse der BIA für die Prozesse nicht vergleichbar und die Ergebnisse der großen Mühen faktisch wertlos. Wichtig ist es daher auch, nicht nur absolute Werte zu erheben, sondern auch die jeweilige Herleitung mit den verwendeten Prämissen zu dokumentieren. Damit bleibt die Herleitung auch für spätere Aktualisierungen und bei Personalwechseln nachvollziehbar. Ansonsten setzt das große Rätselraten ein, wie denn die Zahlen zustande gekommen sein könnten. Dies wirft kein gutes Licht auf das BCM.