Drei Jahre, zwei schwere Unglücke, zweimal Krisenmanagement – welch ein Unterschied

Heute genau vor drei Jahren, am 15. Januar 2009 um 15:26 Uhr Ortszeit hob der US-Airways-Flug AWE 1549 am LaGuardia-Flughafen ab. An Bord 150 Passagiere und fünf Crewmitglieder. Am Steuer C.B. Sullenberger mit seinem ersten Offizier J.B. Skiles. Wenige Minuten nach dem Start fielen durch Vogelschlag beide Triebwerke aus. Sechs Minuten nach dem Start landete Sullenberger  den Airbus in einer Bravourleistung im Hudson. Alle  Passagiere und Crewmitglieder überlebten das Unglück. Die Evakuierung der im Wasser schwimmenden Maschine verlief diszipliniert und Sullenberger kümmerte sich bis zum Schluss um die Sicherheit seiner Passagiere.

Drei Jahre später sind wir geschockt über die Nachrichten, die wir von dem vor der toskanischen Küste havarierten Kreuzfahrtschiff Costa Concordia erhalten. Drei Menschen sind gestorben und etwa 50 Menschen werden noch vermisst. Mehr als 24 Stunden nach der Havarie werden noch Überlebende aus den Kabinen geborgen. Doch die Hoffnungen schwinden. Dann die aktuelle Nachricht. Der Kapitän des Schiffs wurde vernommen und nach der Vernehmung verhaftet. Er soll das Schiff als einer der ersten verlassen haben. Sollte sich dies bewahrheiten hat er möglicherweise nicht nur einen schweren Navigationsfehler begangen, sondern er hat auch gegen die eiserne Regel aller Piloten und Kapitäne verstossen: erst von Bord zu gehen, wenn die Passagiere in Sicherheit sind. Größer könnte der Gegensatz des Krisenmanagements beider Ereignisse nicht sein. Sullenberger war ein erfahrener Pilot, der zuvor F-4 Phantom Jets geflogen war und andere Piloten im Sicherheitsmanagement ausbildete. Er wusste instinktiv aus Trainings, was in dieser Situation zu tun war. Und natürlich war auch das Glück des Tüchtigen auf seiner Seite. Auf der Costa Concordia soll es bis zum Zeitpunkt der Havarie noch keine Übung mit den Passagieren gegeben haben. An Bord brach nach Augenzeugenberichten Panik aus. Die italienischen Behörden machen einen überforderten Eindruck bei der Registrierung der Geretteten. Das Krisenmanagement beider Unglücke könnte unterschiedlicher nicht sein – wenn man bei der Costa Concordia überhaupt hiervon sprechen kann.

Sullenberger beendet seine Karriere als Flugkapitän

Chesley B. Sullenberger hat vor einem Jahr mit seiner spektakulären Notwasserung im Hudson nicht nur Fliegergeschichte geschrieben. Durch sein professionelles Krisenmanagement im Cockpit hat er 155 Menschen das Leben gerettet. Jetzt ist er mit 59 Jahren und drei Jahrzehnten Fliegerkarriere in den fliegerischen Ruhestand getreten. Seinen letzten Flug hatte er am vergangenen Mittwoch von Fort Lauderdale nach Charlotte. Mit dabei Kopilot Jeff Skiles, der am 15. Januar 2009 auch neben ihm saß und Stewardess Doreen Welsh, die bei der Notwasserung schwer verletzt wurde.

Sein Wissen und seine Erfahrung gibt “Sully” in seinem Beratungsunternehmen für Flugsicherheit weiter. Als Vorbild, wie mit guter Ausbildung, Training und Erfahrung sowie der notwendigen Portion “Coolness” eine lebensbedrohliche und zeitkritische Situation gemeistert werden kann, bleibt er in Erinnerung.

Ich nutze dieses Beispiel gerne in Trainings, um gutes Krisenmanagement, aber auch die Voraussetzungen hierfür, plakativ aufzuzeigen.