Scharfe Kritik des Gesundheitsausschusses der EU am Umgang mit der Schweinegrippe

Die Schweinegrippe A(H1N1) hat nach Angaben des Gesundheitsausschusses der EU in der Grippesaison 2009/2010 2.900 Menschenleben in Europa gefordert (Stand April 2010). Der Ausschuss kritisierte die unangemessene (“disproportionate”)  Reaktion der EU-Mitgliedsländer auf den Ausbruch der Schweinegrippe vor zwei Jahren.  Den 2.900 Toten stehen 40.000 Tote im Verlauf einer normalen Influenza-Saison gegenüber. Kritik übte der Ausschuss auch an der Pandemie-Definition der Weltgesundheitsorganisation WHO. Die Mitgliedsländer der EU sollten sich bei einer Pandemie besser untereinander abstimmen, zum Beispiel beim Einkauf von Medikamenten.

Hessischer Sozialminister ruft zu Grippeimpfungen auf

Die Grippesaison hat begonnen und es kommt bundesweit vermehrt zu Erkrankungen und auch zu ersten Todesfällen. In Hessen sind mittlerweile zwei Menschen am A(H1N1)-Virus gestorben. Es handelt sich hierbei um zwei Patienten mit chronischen Vorerkrankungen. Ein hoher Anteil der 98 Influenza-Erkrankungen in Hessen seit Jahresbeginn sind H1N1-Fälle. Der hessische Sozialminister Stefan Grüttner ruft daher in einer Pressemitteilung alle Personen mit einem besonderen Erkrankungsrisiko auf, sich noch gegen die Influenza impfen zu lassen und bei Symptomen sofort zum Arzt zu gehen. Bei der saisonalen Influenza schwankt nach Angaben des RKI die Zahl der Todesfälle zwischen null und 100 bei schwachem Verlauf und bis zu 15.500 Todesfällen bei starken Grippewellen.

Handbuch “Betriebliche Pandemieplanung” in der zweiten erweiterten und aktualisierten Auflage

Die Schweinegrippe macht wieder Schlagzeilen, nachdem es erste Todesfälle in Deutschland auf Grund des A/H1N1-Virus gab und zahlreiche Erkrankungen in Großbritannien den Impfstoff knapp werden ließen. Ein Großteil der Influenza-Erkrankungen wird mittlerweile durch den “Schweinegrippe-Virus A(H1N1) verursacht. Das Robert Koch Institut RKI spricht eine Impfempfehlung für chronisch Kranke, Personen über 60 Jahre, Schwangere und Medizinpersonal aus.

Passend zur aktuellen Situation hat das BBK die zweite erweiterte und aktualisierte Auflage des Handbuchs “Betriebliche Pandemieplanung” veröffentlicht. Die Erfahrungen der vergangenen Pandemie sind in das Handbuch eingeflossen und weitere Ergänzungen, wie beispielsweise die wichtigen arbeitsrechtlichen Aspekte und staatliche Eingriffsrechte sind in das Werk eingeflossen. Checklisten erleichtern die Umsetzung der Handlungsrichtlinien.

Das Handbuch steht online auf der Webseite des BBK zur Verfügung oder kann kostenlos beim BBK per email bestellt werden.

WHO meldet geringe Influenza-Infektionszahlen weltweit

Die WHO überwacht weltweit die Anzahl der Influenza-Infektionen und hat am 22. November das zwei-wöchentliche Update der internationalen Influenza-Situation veröffentlicht. In der südlichen Halbkugel ist die Influenza-Saison mit einer geringen Aktivität bereits abgeschlossen. Auch auf der nördlichen Halbkugel, wo die Winter-Saison gerade beginnt, gibt es laut dem Bericht der WHO bislang nur geringe Influenza-Aktivitäten.

Erstmals seit 2003 wieder ein Mensch mit der Vogelgrippe infiziert

Zum ersten Mal seit 2003 ist in Hongkong wieder ein Mensch an dem Vogelgrippevirus A/H5N1 erkrankt. Der Gesundheitszustand der 59 Jahre alten Frau, die vor Kurzem von einer Reise aus China zurückgekehrt ist, sei besorgniserregend. Die Vogelgrippe stand lange im Verdacht Auslöser einer weltweiten Pandemie zu werden. In Asien wurden Milllionen von Tieren zum Schutz vor Ansteckung getötet. Bei einer Vietnam-Reise stellte ich fest, das es im ganzen Land kein Hühnchen mehr gab. Am 14. Februar 2006 wurde der Vogelgrippe-Virus erstmals in Deutschland bei mehreren toten Schwänen auf Rügen entdeckt, was zu einem Katastrophenalarm und hektischem Einsatz der Bundeswehr zur Gefahrenabwehr geführt hatte. Letztlich hat dann aber der Schweinegrippe-Virus A/H1N1 zur Ausrufung der Pandemie geführt und nicht wie befürchtet der Vogelgrippe-Virus. Die Ansteckungsgefahr für dieses Virus von Tier zu Mensch und Mensch zu Mensch wird von Experten noch als gering eingeschätzt.

Antrag im Bundestag zur Flexibilisierung der Nationalen Pandemiepläne von Bündnis 90 / Die Grünen

Bündnis  90 / Die Grünen haben am 16. November einen Antrag im deutschen Bundestag zur Flexibilisierung der Pandemieplanung eingebracht:

Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat sich dafür ausgesprochen, die nationalen Pandemiepläne, also die Pläne zum Umgang mit der länder- und kontinenteübergreifenden Ausbreitung einer Krankheit, so zu flexibilisieren, dass eine angepasste Reaktion je nach Ausbreitung und Gefährlichkeit des Erregers möglich ist. In einem Antrag (17/3544) fordert die Fraktion, die Bundesregierung solle sich bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) dafür einsetzen, dass deren Pandemie-Warnstufen zukünftig auch die Gefährlichkeit des Erregers beziehungsweise die Schwere der ausgelösten Erkrankung berücksichtigt. Ferner müssten die Produktion und der Kauf von Impfstoffen von den Pandemie-Warnstufen der WHO abgekoppelt werden. Beim Kauf von Pandemie-Impfstoffen müssten zudem mit allen Anbietern Verhandlungen geführt werden. Kaufentscheidungen seien ausschließlich von objektiv und sachbezogenen Kriterien (Wirksamkeit und Nebenwirkungen der Impfstoffe, zugesagte Liefertermine, Preis) abhängig zu machen.

Die Fraktion begründet ihre Initiative unter anderem damit, die sogenannte Schweinegrippe-Pandemie habe deutliche Defizite in der nationalen Pandemie-Planung erkennen lassen. Die Pläne gingen von einem Worst-Case-Szenario aus und ließen ein flexibles Reagieren je nach Gefährlichkeit des Erregers gar nicht zu. Besonderer Handlungsbedarf bestehe im Hinblick auf die nationale Beschaffung von Pandemie-Impfstoffen. Dabei habe es sich als ”kontraproduktiv“ erwiesen, nur mit wenigen Impfstoff-Herstellern zu verhandeln.

Ende April 2009 hatte die WHO laut Antrag eine Pandemiewarnung herausgegeben, weil in Mexiko ein neuer Influenza-Typus aufgetreten war, der insbesondere bei jungen Leuten häufig mit atypischen Lungenentzündungen einherging. Nachdem der Erreger innerhalb weniger Wochen auch in anderen Ländern aufgetreten war, habe sich die WHO Anfang Juni entschlossen, die höchste Alarmstufe auszurufen.

Quelle: Deutscher Bundestag

Mitarbeiter – die Achillesverse kritischer Infrastrukturen

Der aktuelle Rentenstreik in Frankreich lähmt mittlerweile fast eine ganze Nation. Die Blockade von Raffinerien, Treibstoffdepots und Tankstellen hat katastrophale Folgen. An rund 2.500 Tankstellen gibt es mittlerweile keinen Treibstoff mehr. An den Flughäfen drohte der Verkehr wegen Treibstoffmangel und Streik der Mitarbeiter in der Treibstoffversorgung zum Erliegen zu kommen. Spediteure können keine Fracht mehr transportieren und Mitarbeiter kommen nicht mehr mit dem Auto zur Arbeit. Die französische Regierung hat mittlerweile die strategischen Reserven freigegeben, die für rund 90 Tage halten sollen. Mit der Blockade der Treibstoffversorgung haben die Gewerkschaften einen zentralen Lebensnerv getroffen. Laut Angaben des Präsidenten der französischen Mittelstandsvereinigung CGPME Jean-Francois Roubaud beteiligen sich an den Blockaden der Treibstoffversorgung landsweit lediglich 400 Personen. Diese Zahl reicht aus, um die zwölf Raffinerien des Landes lahmzulegen.

Eine Studie des CIDRAP (Center for Infectious Disease Research  Policy) an der University of Minnesota hat bei der Auswirkungsanalyse der Pandemie auf die US-amerikanische Energie- und Kohleproduktion festgestellt, dass in 2007 rund 6.400 Arbeiter für 50 Prozent der Kohleproduktion der USA sorgen. Dem zentralen Energieträger in den USA.

Wie das aktuelle Beispiel in Frankreich zeigt, kann bereits der Ausfall einer relativ geringen Zahl an Mitarbeitern durch Streik, Krankheit oder Pandemie massive negative Effekte auf die Verfügbarkeit kritischer Infrastrukturen haben.

So kommt die US-Studie zu dem Schluß, dass bereits eine Absenzquote von 30 Prozent bei den 6.400 Minenarbeitern zu einem signifikaten Einbruch in der Kohleförderung führen würde.

Interessant an diesen Fallbeispielen sind die geringen Zahlen an Mitarbeiterausfällen, die ausreichen, um katastrophale Wirkungen zu erzielen. Vergleichbare Wirkzusammenhänge gibt es auch im Verkehr (Piloten, Fluglotsen, Lokführer), bei (Kern-) Kraftwerken und natürlich nicht zu vergessen die “Kopf-Monopole in den vielen kritschen Bereichen der Unternehmen.

Länder bleiben auf zwei Drittel ihrer Ausgaben für den H1N1-Impfstoff sitzen

Laut einer dpa-Umfrage, die von focus online zitiert wird, bleiben die Bundesländer auf über zwei Drittel ihrer Ausgaben für den Grippemittel-Impfstoff in Höhe von 283 Millionen Euro sitzen, nachdem sich der Bund nicht bereit erklärt hat, sich an den Kosten zu beteiligen (siehe bcm-news). In den bevölkerungsreichen Bundesländern lagern jeweils noch Impfstoffe für zweistellige Millionenbeträge. In Nordrhein-Westfalen ist dies Impfstoff zu Anschaffungskosten von 54 Millionen Euro (von “Wert” kann hier betriebswirtschaftlich wohl nicht mehr gesprochen werden). Wie die Erfahrungen mit dem Grippemittel Tamiflu gezeigt haben, ist eine weitere Verwertung oder Rücknahme der Medikamente durch die Hersteller unrealistisch. Im positiven Falle ist es also ein Totalverlust, im negativen Fall kommen noch Vernichtungskosten hinzu.

Wir sollten jetzt aber nicht darüber jammern, denn es hätte uns weit schlimmer treffen können, nämlich das Ausbrechen der Pandemie. Unsere Steuergelder sind schon für nutzlosere Zwecke vergeudet worden!

Länder bleiben auf den Kosten für den H1N1-Impfstoff sitzen

Auf rund 30 Millionen Dosen Impfstoff gegen den A-(H1N1)v-2009-Virus sind die Länder sitzengeblieben, nachdem die “Schweinegrippe” weit glimflicher als befürchtet verlaufen ist. Die STIKO hatte kürzlich 253 Todesfälle auf Grund der Infektion mit dem Virus gemeldet, darunter ein Großteil mit chronischen Erkrankungen oder Schwangerschaft. Für die anstehende Influenza-Saison gibt es neue Impfstoffe auf Basis der Impfempfehlungen der WHO. Doch wer trägt jetzt die Kosten für den übrig gebliebenen Impfstoff im Wert mehrerer Millionen Euro? Der Bund hatte die Länder zu Vorsorgemaßnahmen für den Schutz der Bürger gedrängt. Da es sich um eine nationale Bedrohung gehandelt hat, erwarteten die Länder eine Beteiligung des Bundes bei den Kosten für dne Impfstoff. Diese Erwartung wurde heute enttäuscht. Die Bundesregierung wird sich nicht an den Kosten beteiligen, da die Zuständigkeit bei den Ländern lag.

In einer vergleichbaren Siuation in der Zukunft wird es auf Grund der während dieser H1N1-Pandemie gemachten Erfahrungen weit mehr Zurückhaltung bei den Maßnahmen geben. Die Gefahr besteht, dass das Pendel dann genau in die verkehrte Richtung ausschlägt und die von den Experten erwartete schwere Pandemie zu spät ernst genommen wird. Dies richtig einzuschätzen wird zu einer großen Herausforderung werden. Zudem dürfte die Motivation für eine Impfung in der Bevölkerung noch weiter abgenommen haben.

WHO beendet die H1N1-Pandemie

“The world is no longer in phase 6 of influenza pandemic alert. H1N1 is in postpandemic period”, so die Entscheidung der WHO nach einer Telefonkonferenz der Experten heute.

Die WHO gibt auf ihrer Webseite Empfehlungen für die aktuelle post-pandemische Phase. Im Juni 2009 hatte die Weltgesundheitsorganisation WHO die Pandemiestufe “6” ausgerufen. Die Ständige Impfkommission STIKO am Robert Koch-Institut hat die Impf-Empfehlungen gegen Influenza am 06.07.2010 bereits angepasst (bcm-news berichtete).

Begründung der STIKO zur geänderten Empfehlung zur Impfung gegen Influenza

Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch Institut hat im Epidemiologischen Bulletin Nr. 31 vom 9. August 2010 eine ausführliche Begründung für die Änderungen der Impfempfehlungen abgegeben.

Auch die Bezeichnung des Virus wurde den Konventionen angepasst. Die im Volksmund irrtümlicherweise als “Schweinegrippe” benannte Form der Influenza heisst jetzt offiziell “Influenza A (H1N1) 2009”. Analog wird der Virustyp als “Influenza-A-Virus (H1N1)v-2009” bezeichnet.

Auch offizielle Fallzahlen werden im Bulletin veröffentlicht: Bis zum 20. April 2010 wurden dem Robert-Koch-Institut (RKI) insgesamt 226.137 laborbestätigte Infektionen mit dem A-(H1N1)v-2009-Virus gemeldet, darunter 253 Todesfälle. Von 237 Verstorbenen mit auswertbaren Angaben hatten 203 (86%) einen Risikofaktor, d.h. Vorliegen eines chronischen Grundleidens oder einer Schwangerschaft. Das RKI geht jedoch von einer weit größeren Zahl an infizierten Menschen aus, weil bei mild verlaufender Krankheit kein Arzt aufgesucht wurde oder keine spezifische Diagnostik durchgeführt wurde. Nach Modellrechnungen würden im Frühjahr 2010 26-44 % der Bevölkerung über schützende Antkörper gegen das A-(H1N1)v-2009-Virus verfügen. Es wird erwartet, dass das Virus auch in der kommenden Saison 2010/2011 weiter zirkulieren und wahrscheinlich auch dominieren wird. Auf Empfehlung der WHO enthält der trivalente saisonale Impfstoff für 2010 daher das A-(H1N1)v-2009-Virus in Kombination mit einem A-(H3N2)- und einem Influenza-B-Virus.

Ausführlich wird die Ausweitung der Impfempfehlung auf Schwangere begründet. “Alle Frauen, die während der Influenzasaison schwanger sind, sollten eine Impfung gegen saisonale Influenza erhalten”.

Diskutiert wird auch der Einsatz von Wirkverstärkern (Adjuvanz) in den Impfstoffen. “Es fehlen bislang eindeutige Belege, dass adjuvantierte Impfstoffe auch zu einem besseren schutz vor klinischer Erkrankung (Effektivität) führen”, so das Bulletin. Die STIKO hält daher die Weiterentwicklung der Impfstoffe für notwendig. In Deutschland sind mit Stand April 2010 21 trivalente Impfstoffe gegen die saisonale Influenza zugelassen.

STIKO empfiehlt Influenza-Impfung für Schwangere, Impfempfehlungen für H1N1 werden zurückgezogen

Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch Institut empfiehlt im aktuellen Epidemiologischen Bulletin Nr. 30 vom 2. August 2010 auch Schwangeren die jährliche Impfung im Herbst gegen die saisonale Influenza. Daneben wird Personen über 60 Jahren die Impfung empfohlen. Die Impfung besteht aus einem “Impfstoff mit aktueller von der WHO empfohlener Antigenkombination”. Die Impfempfehlungen gegen die pandemische Influenza (H1N1) 2009 werden bis auf Weiteres zurückgezogen.