Massenerkrankung auf Schiff in Wiesbaden – Hintergründe zum Norovirus
Auf dem Hotelschiff “MS Bellriva” sind mindestens 60 der 190 an Bord befindlichen Personen in der Nacht von Freitag auf Samstag akut an einer Infektion erkrankt. Die überwiegend älteren erkrankten Personen leiden an schwerem Erbrechen und Durchfall. Mehrere Personen mussten ins Krankenhaus gebracht werden. Das Schiff wurde unter Quarantäne gestellt und zu einer Krankenstation umfunktioniert. Ein Großaufgebot von Rettungsdiensten und Feuerwehr versorgt die Passagiere insbesondere mit Infusionen. Was die Medien als “mysteriöse Infektion” umschreiben deutet ganz stark auf das Norovirus hin (mittlerweile durch das Gesundheitsamt Wiesbaden bestätigt), das bereits mehrfach in Hotels, Krankenhäuser, aber auch auf Schiffen, in Kitas, Schulen und Unternehmen gewütet hat. Das Norovirus ist hoch ansteckend und wird über Kontakte von Mensch zu Mensch übertragen. Die Übertragungszeiten von Mensch zu Mensch liegen im Stundenbereich. Das Norovirus haftet an Kontaktflächen und ist sehr widerstandsfähig gegen Hitze und Kälte. Die Symptome, Erbrechen und Durchfall, dauern zwischen einem und drei Tagen. Durch Dehydration kann es insbesondere bei älteren Menschen zu Todesfällen kommen. Die Symptome klingen nach ein bis drei Tagen ab. Dies ergibt einen typischen Verlauf der Erkrankung unter den Betroffenen, der sich von einer Lebensmittelvergiftung deutlich unterscheidet. Die rasende Ausbreitung kann nur durch strenge Hygienemaßnahmen unterbrochen werden. Hierzu gehört die Handhygiene mit Seife und Desinfektionsmittel sowie die Reinigung von Kontaktflächen mit speziellen Reinigungsmitteln. Die Infektion mit Noroviren ist meldepflichtig und es ist sofort das Gesundheitsamt einzuschalten und alle Maßnahmen sind mit den Behörden abzustimmen. Diese können die Schließung von Plätzen, an denen sich viele Menschen zusammenfinden, wie Restaurants, Schulungs- und Versammlungsräume etc. anordnen. Das Unterlassen einer Meldung führt zu Strafen in Form von Geldbußen. Für das Business Continuity Management ist ein Norovirus-Ausbruch eine Herausforderung, wie ich aus eigener Erfahrung berichten kann. Dies betrifft insbesondere die rasend schnelle Ausbreitung. Innerhalb weniger Stunden können leicht 30 bis 50 Prozent der Mitarbeiter ausfallen. Kommen diese zu schnell wieder an ihren Arbeitsplatz zurück, bevor die Infektion beendet ist, flammt die Welle wieder erneut auf. Nur mit konsequentem Handeln kann die Infektionswelle gestoppt werden. Hierzu gehört die Vermeidung von Menschenansammlungen und die konsequente Durchsetzung von Hygienemaßnahmen. Die tagelange Schließung eines Betriebsrestaurants gehört sicherlich nicht zu den populären Maßnahmen bei den Mitarbeitern, doch dient sie dem Schutz der Mitarbeiter vor weiteren Infektionen. Gerade jetzt ist Hochsaison für Norovirus-Infektionen, die vermehrt in den Wintermonaten auftreten.
Die Fallzahlen sind gemäß der Statistik des RKI stark zunehmend: