Vorstand stürzt über unzureichendes Krisenmanagement

Der Vorstand von Vattenfall Europe, Klaus Rauscher ist nach einem Kommunikationsdesaster zurückgetreten. Die beiden einzigen Kernkraftwerke von Vattenfall in Deutschland Krümmel und Brunsbüttel stehen still, die Betreibergenehmigung wackelt und bald täglich kommen neue Einzelheiten ans Tageslicht.

Die Störfälle selbst, aber insbesondere das absolut unzulängliche Kommunikationsmanagement, haben für Vattenfall in Deutschland und für die gesamte Kernkraft in der Folge einen enormen und nachhaltigen Reputationsschaden verursacht.

Selbst Bundeskanzlerin Merkel betont, Sie habe mit dem Unternehmen kein Mitleid.

SAP Vorstand Kagermann stellt sich den Vorwürfen

Eine Kommunikationspolitik, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnte. Auf der einen Seite Vattenfall mit einer Kommunikationspolitik a la “Bulldozer”, die zum Ende der Kernkraftaktivitäten in Deutschland führen kann, auf er anderen Seite der öffentliche Umgang von SAP mit den Vorwürfen. Beiden Unternehmen wird vorgeworfen gegen gesetzliche Bestimmungen verstossen zu haben. Bei SAP ist es das Tochterunternehmen Tomorrow Now das illegal Daten beim Wettbewerber Oracle heruntergeladen hat.

SAP Vorstand Kagermann hat nun in einem Interview in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung zu den Vorwürfen Stellung genommen.

“Ich bitte hier um eine faire Beurteilung. Zum einen ist nicht bewiesen, ob und welcher Schaden für Oracle entstanden ist. Zum Zweiten erwarte ich, nicht von vornherein böse Absicht zu unterstellen. Ich gehe bisher davon aus, dass einzelne Mitarbeiter Fehler gemacht haben. Das ist bedauerlich und ärgerlich. Wir verfolgen Verstöße gegen Gesetze und gegen unsere internen Unternehmensrichtlinien konsequent” so Henning Kagermann in der FAS vom 15.07.2007.

Dies ist Schadensbegrenzung auf höchstem Niveau. Vattenfall würde gut daran tun, sich hieran ein Beispiel zu nehmen.

Vattenfall hat den Reputations GAU

Die Störfälle in den Atomkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel werden für den Energiekonzern Vattenfall zum Fluch. Die Informationspolitik war so schlecht, dass nun die Betriebserlaubnis in Gefahr ist. Vattenfall hat die Macht der Brand-Bilder schlicht unterschätzt.

Artikel in der Welt.

Update (13.07.2007):

Die Polizei hat auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Lübeck das stillgelegte Atomkraftwerk Krümmel an der Elbe in Schleswig-Holstein durchsucht.

Der schleswig-holsteinische Justizministers Uwe Döring erklärte, Vattenfall habe trotz der Zusage, die Öffentlichkeit umfassend und umgehend zu informieren, der Staatsanwaltschaft die Einsicht in die Dienstpläne verweigert. Das sei „nicht akzeptabel“. Das Kraftwerk Krümmel steht seit einem Brand am 28. Juni still. Seitdem wurden zahlreiche weitere Pannen dort bekannt.

Update (15.07.2007):

Die Stühle hoher Vattenfall-Manager wackeln. Nach den Zwischenfällen in Krümmel und Brunsbüttel plant der Stromkonzern laut einem Zeitungsbericht personelle Konsequenzen.

Update (16.07.2007):

Der Energiekonzern hat im Internet einen umfangreichen Bericht zur Pannenserie im Meiler östlich von Hamburg veröffentlicht – und den Chef der deutschen Atomsparte seines Amtes enthoben.