Persönliche Eindrücke aus Sinzig an der Ahr

Wenn das Unvorstellbare über die Menschen hereinbricht

Ich war am vergangenen Samstag mit meinem Kollegen in Sinzig an der Ahr, um den Menschen vor Ort zu helfen. Wir wurden von der lokalen Feuerwehr nach der Registrierung als Helfer in einen Ortsteil gesandt, der von den Wassermassen verwüstet wurde. Das Wasser stand während der Flut bis zur Deckenhöhe im Erdgeschoss. Als wir ankommen ist das gesamte Mobiliar völlig verschlammt, nass und verwüstet. Unvorstellbare Mengen an Schlamm und Gegenständen bis hin zu Containern und aufgeschwemmten Heizöltanks haben sich auf den Strassen, den Dächern und Gärten aufgetürmt. Die Keller standen noch voll Wasser. Kein Strom, kein Frischwasser, aber zumindest das Mobilfunknetz funktionierte. Sie alle haben diese Bilder gesehen. Nur der unangenehme Gestank von ausgelaufenem Heizöl, der über allem liegt, kann durch die BIlder nicht vermittelt werden.

Es war eine bunte Mischung aus Angehörigen und freiwilligen Helfern, die den Kampf gegen Schlamm und Müll führten. Ein Feuerwehrfahrzeug der örtlichen Wehr pumpte Haus für Haus die Keller leer. Es ging jedoch bald der Platz für den beseitigten Schlamm und Sperrmüll aus, der aus den Häusern, Gärten und Einfahrten geschleppt wurde. Hier fehlte schweres Gerät für den Abtransport.

Am Nachmittag kam es dann zu einer Massenpanik, verursacht durch eine Fake-Meldung, dass das Wasser der Ahr wieder kommen würde. Auch dies gehört leider zur Realität. Die Bergungsarbeiten wurden hierdurch unterbrochen und endetem in einem Verkehrschaos in dem kleinen Ort als jeder versuchte mit dem Auto wegzukommen.

Heute wird bereits viel Kritik am Warnsystem geübt. Wurden die betroffenen Menschen rechtzeitig, mit den richtigen Mitteln und den richtigen Informationen gewarnt? Viele Fragen müssen im Nachgang zu dieser Katastrophe gestellt und beantwortet werden.

Mein persönlicher Eindruck hierzu ist, dass selbst eine gut funktionierende Alarmierung die Folgen nur bedingt verhindert hätte. Die Wassermassen einer über fünf Meter hohen Wasserwand, die in Minuten hereinbricht, sind einfach nicht vorstellbar, wenn man nicht die aktuellen Bilder im Kopf hat. Der Ortsteil, in dem wir geholfen haben, wurde zuvor nie überschwemmt, bei anderen Orten stand vielleicht einmal der Keller im Wasser. Diese aktuelle Katastrophe hätten die betroffenen Menschen, einschließlich mich selbst, niemals für möglich gehalten. Warnmeldungen über NINA oder Katwarn über eine Niederschlagsmenge von bis zu 200 Litern pro Quadratmeter sind für den Laien zunächst einmal abstrakt und kaum in reale Folgewirkungen umzusetzen. Der Mensch handelt aus Erfahrung und Wissen. Für diese Situation fehlte den Menschen die Erfahrung und das nötige Wissen, um die Situation richtig einschätzen zu können.

Wichtig ist aus meiner Sicht daher, Menschen über das richtige Verhalten bei Starkregen und Überschwemmungen zu informieren, um in erster Linie Menschenleben zu schützen. Zum Beispiel nicht in einen gerade mit Wasser volllaufenden Keller zu gehen, um noch etwas zu retten, auf offene Kanalabflüsse und Stromleitungen achten und vor allem zunächst einmal sich selbst in Sicherheit zu bringen.

Klare Anweisungen zu Evakuierungen müssen von den Behörden erfolgen, die Warnmeldungen richtig einschätzen können, die Lage vor Ort kennen und diese Maßnahmen dann auch durchsetzen und organisieren.

Es wird leider nicht die letzte Katastrophe sein. Ich wünsche mir, dass die Veränderungen nachhaltig sind, auch wenn die Häuser wieder bewohnt werden und die Spuren der Verwüstung beseitigt sind.

Flut in Pakistan verursacht 10 Milliarden Dollar Schaden

Nach Schätzungen der Weltbank hat die schwere Flut in Pakistan im Juli / August diesen Jahres Schäden in Höhe von 10 Milliarden Dollar verursacht. In dieser Schätzung sind die direkten Schäden, Folgeschäden und die Kosten für den Wiederaufbau enthalten. 2.000 Menschen kamen bei den Überschwemmungen ums Leben, zehn Millionen Menschen verloren ihr Obdach. 20 Millionen Menschen und 20 Prozent der Fläche Pakistans waren von den Fluten betroffen.

Zum Vergleich: Pakistan hatte nach Angaben des Auswärtigen Amts 2008/2009 ein Bruttoinlandsprodukt BIP von 171 Mrd. US Dollar. Der Staatshaushalt betrug rund 14 Prozent des BIP, also 24 Mrd. US Dollar. Damit belaufen sich die Schäden auf die Hälfte des Staatshaushalts. Damit ist ausgeschlossen, dass das instabile Land diese Katastrophe alleine stemmen kann. Viele Pakistani verschulden sich, um ihre Häuser wieder aufbauen zu können.

Das BIP in Deutschland betrug 2009 2.397  Mrd. Euro. Im Vergleich entspricht der Schaden, den Pakistan als Anteil des BIP bewältigen muss, in Deutschland einem Schaden in einer Größenordnung von 140 Mrd. Euro! Dies entspricht so ziemlich genau dem größten Haushaltsposten in Deutschland, dem Budget für Arbeit und Soziales im Jahre 2010 in Höhe von 143 Mrd. Euro. Auch Deutschland wäre auf massive Hilfe aus dem Ausland angewiesen, wenn ein vergleichbarer Schaden entstünde.

Deutschland hilft Pakistan

Die Flutkatastrophe in Pakistan ist laut UN eine größere Katastrophe als das Beben in Haiti oder der Tsunami 2004. Rund 10 Prozent der 14 Millionen Bewohner Pakistans sind direkt von der Flutkatastrophe betroffen. Nach der ersten Katastrophe durch die Wassermassen, durch die 2.000 Menschen ihr Leben verloren haben, benötigen jetzt sechs Millionen Menschen schnelle und direkte Unterstützung. Zum Beispiel durch die Versorgung mit sauberem Trinkwasser, um Epidemien abzuwenden. Auf der anderen Seite ist die Spendenbereitschaft für Pakistan bei der Bevölkerung sehr niedrig. Die Vorbehalte, einem Land zu helfen, aus dem die Terroristen kommen und die Taliban herrschen, sind groß. Doch wenn den Menschen nicht geholfen wird, werden wir mehr Terrorismus bekommen, da der Glaube an den Staat und die Politik vollends verloren geht und die Taliban schlagkräftige Argumente in einem Land von noch größerer Armut und Hunger erhalten.

Angesichts der verheerende Lage hat die “Aktion Deutschland Hilft” – das Bündnis der 17 Hilfsorganisationen – den gemeinsamen Einsatzfall ausgerufen, um den Opfern der Flut gemeinsam und koordiniert helfen.

Insgesamt sind 10 von 17 Mitgliedsorganisationen von “Aktion Deutschland Hilft” in Pakistan aktiv: action medeor, ADRA, arche NoVa, CARE, Handicap International, HELP, Johanniter, Kinderhilfswerk Global Care, Malteser International und World Vision.

Helfen auch Sie durch eine Spende:

Spendenkonto der “Aktion Deutschland Hilft”:

Kontonummer: 10 20 30
Bank für Sozialwirtschaft, BLZ: 370 205 00
Stichwort: Flut Pakistan

Auch China kämpft mit schweren Überschwemmungen

Neben Brasilien ist auch China aktuell von schweren Überschwemmungen betroffen. Laut Medienberichten sind bei den schwersten Überschwemmungen in China seit 50 Jahren mindestens 175 Menschen ums Leben gekommen. Insgesamt sind von den Überschwemmungen mehr als 25 Millionen Menschen in zehn Provinzen betroffen.

Die Verwüstungen sind enorm: Staudämme sind gebrochen, mehr als 100.000 Häuser sind zerstört und 1,3 Millionen Hektar Erntefläche wurden beschädigt.

Quelle: spiegel online

Aktuelle Informationen zu der Lage in den Überschwemmungsgebieten erhalten sie im BCM-Newsticker.

Flutkatastrophe in England

150.000 Menschen sind ohne Wasser, 40.000 ohne Strom. Die Luftwaffe evakuiert hunderte von Menschen – der größte Einsatz der Luftwaffe in Friedenszeiten, so eine Sprecherin.

Die Regierung hat einen Krisenstab zur Bewältigung der Ausnahmesituation einberufen.

Auch hier gibt es heftige Kritik an der Wettervorhersage, die vor den anstehenden immensen Regenmengen nicht gewarnt hat. Weitere Niederschläge werden erwartet.

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