Bundesregierung: Strukturelle und kommunikative Konsequenzen aus der EHEC-Krise

Auf die kleine Anfrage der Abgeordneten Nicole Maisch, Friedrich Ostendorff, Birgitt Bender, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (Drucksache 17/6806) nimmt die Bundesregierung Stellung zu den Konsequenzen aus der EHEC-Krise.

“Die Zusammenarbeit innerhalb der Bundesregierung und zwischen Bund und Ländern hat von Beginn des Ausbruchgeschehens an gut funktioniert. Das BMELV hat als zuständiges Ressort für die Lebensmittelsicherheit einen Krisenstab einberufen, in den das BMG und das RKI eingebunden waren. Beim RKI wurde unverzüglich das Lagezentrum zur Koordinierung der Untersuchungsaktivitäten im humanmedizinischen Bereich und zum schnellen Informationsaustausch aktiviert. Die fachliche Zusammenarbeit zwischen dem RKI,dem BfR und dem BVL war zielorientiert und hat gut funktioniert.”

“Grundsätzlich setzt das von der Krisenlage überwiegend betroffene Ressort seinen Krisenstab oder einen ressortgemeinsamen Krisenstab ein. Durch die Entsendung von Verbindungsbeamten und Fachberatern anderer Ressorts und Behörden in diesen Krisenstab ist sichergestellt, dass alle von der Krisenlage betroffenen Ressorts und Behörden mit ihrer jeweiligen Fachexpertise den Krisenstab/Leitung des Krisenstabes beraten und unterstützen.”

“Als erste Konsequenz aus dem Geschehen ist im Rahmen des laufenden Gesetzgebungsvorhabens zur Durchführung der Internationalen Gesundheitsvorschriften eine substanzielle Beschleunigung des Melde- und Übermittlungsweges
für Infektionskrankheiten vorgesehen. Namentliche Meldungen durch Ärztinnen und Ärzte sollen danach künftig spätestens innerhalb von 24 Stunden an das zuständige Gesundheitsamt und von dort spätestens innerhalb von drei Tagen an das RKI übermittelt werden.”

RKI betrachtet EHEC-Ausbruch als beendet

Nachdem der letzte Erkrankungsbeginn mit EHEC drei Wochen zurückliegt und es keine Neuinfektionen gibt, betrachtet das Robert Koch Institut RKI den EHEC-Ausbruch als beendet. In den Informationen zum EHEC-Ausbruch berichtet das RKi von insgesamt 4.321 EHEC/HUS-Erkrankungen mit 50 Todesfällen.

“Aktuelle Ermittlungsergebnisse ergaben keine Hinweise, dass andere Samenarten als Bockshornkleesamen mit EHEC-Infektionen in Zusammenhang stehen. Aus Ägypten importierte Bockshornkleesamen sowie Sprossen und Keimlinge, die aus diesen Samen gezogen wurden, sollten aber weiterhin nicht roh verzehrt werden.”

Bundesbehörden heben Warnungen vor dem Verzehr von Sprossen und Keimlingen auf

Die Bundesbehörden RKI, Bundesinstitut für Risikobewertung sowie Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit haben die Verzehrwarnungen für Sprossen und Keimlinge aufgehoben:

“Aus Sicht der Bundesbehörden gibt es nach Vorlage weiterer Informationen aus den Bundesländern keinen Grund mehr für die Empfehlung, zum Schutz vor Infektionen mit EHEC O104:H4 Sprossen und Keimlinge generell nicht roh zu verzehren. Die aktuellen Ermittlungsergebnisse ergaben keine Hinweise, dass andere Samenarten als Bockshornkleesamen mit EHEC-Infektionen in Zusammenhang stehen. Aus Ägypten importierte Bockshornkleesamen sowie Sprossen und Keimlinge, die aus diesen Samen gezogen wurden, sollten aber weiterhin nicht roh verzehrt werden.”

“Sollten in Privathaushalten noch Bockshornkleesamen für Sprossen und Keimlinge vorhanden sein, die in den Jahren 2009 bis 2011 gekauft wurden, sollten diese mit dem Restmüll entsorgt werden. Dies trifft auch für Samenmischungen zu, die Bockshornkleesamen enthalten.”

Deutsche Bauern melden 16 Millionen Euro Schaden durch Ehec

Nach dem Einbruch des Marktes für Gemüse als Folge der Ehec-Epidemie haben die 10.000 deutschen Gemüsebauern einen Schaden von 16 Millionen Euro an die Landesbehörden gemeldet. Damit fallen die Schäden weit geringer aus als ursprünglich befürchtet. Der deutsche Bauernverband hatte mit Schäden von 75 Millionen Euro gerechnet. Europaweit stehen rund 210 Millionen Euro für Entschädigungen zur Verfügung. Hart hat es insbesondere auch die spanischen Anbauer von Gurken getroffen, die zunächst im Verdacht standen, die Ehec-Epidemie ausgelöst zu haben. Die spanischen Bauern schätzen ihre Einnahmeausfälle auf rund 200 Millionen Euro, die holländischen Produzenten sprechen gar von 350 Millionen Euro. Mittlerweile wurden Bockshornkleesamen aus Ägypten als Verursacher der Epidemie identifiziert. 48 Menschen starben, über 4.000 sind zum Teil schwer erkrankt und mit bleibenden Nierenschäden. Die Infektionswelle ist mittlerweile abgeflaut. Die letzte Erkrankung mit dem Erreger EHEC-O-104 war am 07. Juli diesen Jahres.

 

Norovirus war Ursache der Erkrankung von 300 Jugendlichen in einem Zeltlager

Die Erkrankung von 300 Jugendlichen in einem Zeltlager in Bad Segeberg an Brechdurchfall kann auf Noroviren zurückgeführt werden. Bei vier Patienten konnte das hochansteckende Virus nachgewiesen werden. 143 Teilnehmer des Zeltlagers mussten am vergangenen Wochenende ins Krankenhaus eingeliefert werden.

Noroviren sind immer wieder die Ursache für massive lokale Epidemien. Diese sind zwar im Gegensatz zu Pandemien sehr lokal begrenzt, kurzfristig und nicht lebensbedrohlich, doch kann in einem Unternehmen bei Ausbruch des Virus schnell eine ganze Abteilung lahmgelegt werden. Gut wenn es dann Pläne im Rahmen der Notfallplanung für ungeplante Personalausfälle gibt.

BfR: Samen von Bockshornklee mit hoher Wahrscheinlichkeit für EHEC O104:H4 Ausbruch verantwortlich

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat mit hoher Wahrscheinlichkeit den Verursacher der EHEC/HUS-Infektionen ausgemacht:

Die Rückverfolgung von Samenlieferungen in Deutschland und anderen EU-Staaten durch die deutschen Behörden und die Task Force der EFSA haben ergeben, dass bestimmte Chargen von Bockshornkleesamen mit den EHEC-Ausbrüchen in Deutschland und Frank-reich in Verbindung stehen, was durch die Risikobewertung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) vom 29. Juni 2011 bestätigt wird. Nach Angaben der EF-SA wurden diese Chargen aus Ägypten importiert.

Deshalb hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) eine vorläufige Risikobewertung zur Bedeutung dieser Sprossen und Sprossensamen im Zusammenhang mit dem Aus-bruchsgeschehen von EHEC O104:H4 in Deutschland vorgenommen. Das BfR kommt zu dem Schluss, dass zur Sprossenherstellung verwendete Bockshornkleesamen mit großer Wahrscheinlichkeit Ursache des Ausbruchs waren.

Stellungnahme Nr. 022/2011 des BfR vom 30. Juni 2011

Behörden schliessen Grundschule nach EHEC-Ausbruch

Nachdem drei Schüler an der Grundschule im ostwestfälischen Altenbeken an EHEC/HUS erkrankten und bei weiteren Mitarbeitern der Essensausgabe und des Caterers EHEC nachgewiesen wurde, entschlossen sich die Behörden in Abstimmung mit dem Robert Koch Institut zur Schließung der Schule für eine Woche. Die Ursache der Infektionen ist noch unklar.
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Dies bestätigt die Aussage des Präsidenten des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), Andreas Hensel, dass auch in Zukunft weiter mit EHEC-Infektionen zu rechnen ist. Auch das RKI gibt keine Entwarnung „Mit einigen Neuinfektionen ist in jedem Fall zu rechnen, da der Erreger durch Schmierinfektion auf andere Menschen übertragen werden kann, wenn Menschen den Erreger ausscheiden und sich die Hände nicht waschen“, so RKI-Präsident Reinhard Burger.

Das Umweltbundesamt schließt eine Gefahr für das Trinkwasser durch den aggressiven Ehec-Keim aus und warnt vor Panikmache.

Seit Ausbruch der Epidemie sind 43 Personen an EHEC/HUS gestorben. Auch in Frankreich gibt es Infektionsfälle. Zehn Franzosen in Bordeaux leiden an einer EHEC-Infektion.

EHEC: BfR rät auch vom Verzehr selbstgezogener Sprossen ab

Das Bundesinstitut für Risikobewertung BfR rät auch vom Verzehr selbstgezogener Sprossen und Keimlinge ab. Nachdem die Spur der EHEC-Infektionen nach detektivischer Recherche inklusive Abfällen in Mülltonnen bis zu den Sprossen zurückverfolgt werden konnte, bleibt die Frage nach der ursächlichen Quelle immer noch offen. In Frage kommen die Samen aber auch Erde und das Wasser zur Bewässerung. Bei der schweren EHEC-Infektion in Japan war die Düngung mit Gülle Ursache der Infektionen. Das BfR hat jetzt Anhaltspunkte, dass bereits die Samen mit den Erregern belastet sind. In Niedersachsen sind die Infektionen in einer Familie offensichtlich auf diese Quelle zurückzuführen. Bei der Infektion der Samen hilft auch keine Küchenhygiene zum Schutz vor Infektionen. Das BfR rät daher vom Verzehr von rohen Sprossen und Keimlingen ab.

Aktuell gibt es 35 EHEC-Tote und rund 4.ooo Infektionen. 100 Patienten werden lebenslange schwere Folgeschäden davontragen. Viele dieser schwer erkrankten Patienten benötigen eine neue Niere.

 

Mittlerweile 22 Tote durch EHEC – Ursache weiterhin unklar

Das Robert Koch Institut RKI meldet mittlerweile den 22. Todesfall auf Grund von EHEC/Hus-Infektionen. Die Ursache der Infektionswelle ist nach wie vor nicht eindeutig identifiziert.

Aktuelle Informationen zu den Fallzahlen in Deutschland und Europa gibt es auf den Webseiten des RKI sowie des ECDC für Europa. Die Zahlen hinken der tatsächlichen Entwicklung allerdings immer etwas nach.

Die EU-Agrarminister wollen bei ihrem heutigen EHEC-Sondertreffen über mögliche Hilfen für Bauern entscheiden, die massive Absatz-Ausfälle für Gemüse und Salat zu beklagen haben.

Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner wehrt sich indes in einem Interview gegen die Vorwürfe eines schlechten Krisenmanagements.