WHO stoppt Forschung an mutierten Vogelgrippe-Viren und die Veröffentlichungen darüber

Die Weltgesundheitsbehörde WHO hat auf ihrer Sitzung am 16. und 17. Februar 2012 in Genf entschieden, dass die Forschungen an mutierten A(H5N1)-Virenstämmen über das freiwillige 60-tägige Moratorium hinaus nicht weitergeführt werden. Die bereits fertig vorliegenden Veröffentlichungen der beiden Forschergruppen in Rotterdam und den USA sollen unveröffentlicht bleiben. Die WHO befürchtet, dass die Erkenntnisse der Forschung in die Hände von Terroristen gelangen könnten. Denn nur mit fünf Mutationen ist es möglich, aus dem bislang von Mensch zu Mensch nicht übertragbaren Virus eine höchst ansteckende Variante zu produzieren, die wie Grippeviren über die Luft übertragen werden. Dieser Virus würde eine Sterblichkeitsquote von rund sechzig Prozent aufweisen. Die mutierten Virenstämme befinden sich in einem Hochsicherheitslabor mit der höchsten Sicherheitsstufe unter Verschluss (BSL3+: Biosicherheitslevel 3 mit zusätzlichen Auflagen). Über die Veröffentlichung der Forschungsergebnisse hatte es heftige Diskussionen gegeben. Das Interesse an der Veröffentlichung der Forschungsergebnisse für die Wissenschaft stand mit dem  Interesse des Schutzes vor Terroristen im Widerspruch. Diesem Schutz wurde jetzt durch die WHO eine höhere Priorität eingeräumt.

[WHO: technical consultation on H5N1 research issues]

Erneut Vogelgrippe-Toter in Asien

[Update 22.01.2012] 39- jähriger stirbt in China an Vogelgrippe

Am Sonntag ist im Südwesten Chinas ein 39-jähriger Mann an Vogelgrippe gestorben. Er zeigte am 06. Januar die ersten Symptome und war mehrere Tage auf der Intensivstation bevor er starb. Erst am 31. Dezember war ein junger Mann im Süden Chinas am A/H5N1-Virus gestorben. Die chinesischen Behörden sind besorgt über diese Infektionen, da Millionen Chinesen in überfüllten Bussen und Zügen unterwegs sind um das chinesische Neujahrsfest zu feiern.

[ 20.01.2012]

Erneut ist ein Mensch in Asien an der Vogelgrippe (A/H5N1) gestorben. In Jakarta (Indonesien) starb ein fünfjähriges Kleinkind an der Vogelgrippe. In dieser Woche starb bereits ein Mann in Vietnam und ein zweijähriger Junge in Kambodscha an dem tödlichen Virus. In Asien sind mit diesen Opfern innerhalb von drei Wochen fünf Menschen an dem Virus gestorben. Seit 2003 sind nach Angaben der WHO 343 Menschen an der Vogelgrippe gestorben. Der Schwerpunkt der Infektionen liegt in Südostasien, wo die Menschen einen engen Kontakt zu Geflügel haben.

[WHO A/H5N1-Statistik Januar 2012 (pdf)]

Am heutigen Freitag haben zahlreiche Forscher ein 60-tägiges Moratorium für Experimente mit der künstlich erzeugten Variante des Vogelgrippevirus angekündigt. Die von den Forschern erzeugte Mutation des H5N1-Virus ist besonders leicht zwischen Menschen übertragbar. Über die Veröffentlichung der Forschungsergebnisse gab es Streit, da das mutierte Virus eine gefährliche Waffe in der Hand von Terroristen ist. Auch die WHO zeigte sich besorgte über die Forschungen an dem Virus.

[NYT]

Erster Vogelgrippe-Todesfall in Vietnam seit nahezu zwei Jahren

In Vietnam ist ein 18-jähriger an dem Vogelgrippe-Virus A/H5N1 gestorben. Es ist der erste Todesfall in Vietnam seit April 2010. Der junge Mann arbeitete in zwei Geflügelfarmen in Can Tho, in denen das Virus bislang jedoch nicht nachgewiesen werden konnte. Der Mann starb am Montag, nachdem er einen Tag zuvor in das Krankenhaus eingeliefert wurde. Sein Haus wurde desinfiziert und die Kontaktpersonen unter Beobachtung gestellt. Im Dezember wurde der H5N1-Virus bei Geflügel in Hongkong entdeckt.

[A/H5N1-Statistik des WHO, pdf]

Vogelgrippe-Virus A/H5N1 in Hongkong entdeckt – 17.000 Hühner werden getötet

In Hongkong ist bei einem Huhn von einem Geflügelmarkt der Vogelgrippevirus A/H5N1 entdeckt worden. Die Regierung hat ein Import- und Handelsverbot für lebende Hühner verhängt. Etwa 17.000 Hühner werden notgeschlachtet. Mit diesen Maßnahmen will die Regierung verhindern, dass das gefährliche Virus auf Menschen übertragen wird. Der Vogelgrippevirus ist vor allem in Ägypten und Asien weiterhin aktiv. Die Weltgesundheitsbehörde WHO überwacht weltweit die Infektionen mit H5N1. Für 2011 verzeichnet die WHO weltweit 30 Todesfälle auf Grund von H5N1 (Kambodscha: 8; Ägypten: 13; Indonesien: 9).

[Reuters]

Einem Forscherteam um den niederländischen Virologen Ron Fouchier ist es gelungen eine Variante des A/H5N1-Virus zu entwickeln, das sich so einfach wie ein Schnupfen verbreiten kann. Der aktuelle Vogelgrippevirus ist zwar hochgefährlich, aber wenig ansteckend. Das Gremium der US-Regierung für Biosicherheit (National Science Advisory Board for Biosecurity, NSABB) hat jetzt Wissenschaftszeitungen aufgefordert, die  Ergebnisse nicht vollständig zu veröffentlichen. Es besteht die Befürchtung, dass Terroristen in den Besitz der Bauanleitung für diese hochgefährliche Mutation des Virus kommen könnten. Die Herstellung eines solchen Virus wäre dann relativ einfach möglich. “Die Ergebnisse zeigen, dass es viel leichter ist, das Virus in eine hochgefährliche Variante zu verwandeln, als man je zuvor gedacht hätte.” so Alberts, der Chefredakteur des Wissenschaftsmagazins Science.