Erdbeben der Stärke 6 im Norden Japans

Im Norden Japans gab es ein schweres Erdbeben der Stärke 6. Das Epizentrum des Bebens befand sich in der Region, in der ein Beben im März 2011 den Tsunami mit der anschließenden Havarie des AKW Fukushima auslöste. Der Betreiber des AKW Fukushima meldete nach dem Erdbeben keine Störungen. Eine Tsunamiwarnung wurde nicht herausgegeben.

Tepco kämpft derzeit im AKW Fukushima mit riesigen Mengen radioaktiv verseuchtem Wasser. Täglich sind 100 Tonnen radioaktiv verseuchtes Wasser abzupumpen und in Behältern sicher zu lagern. Tepco hat hierzu enorme Lagerkapazitäten in Fukushima aufgebaut. Doch die Speicher mit einer Kapazität von 380.000 Tonnen sind in absehbarer Zeit voll und eine Lösung nicht in Sicht.

Zwei Jahre nach der Katastrophe in Japan

… gelten immer noch über 2.000 Menschen als vermisst

… leben rund 315.000 Menschen in Notunterkünften

… sind noch immer nicht alle Leckagen im AKW Fukushima gefunden, aus denen radioaktives Material ins Meer gelangt

… wird es noch Jahrzehnte dauern, das zerstörte AKW in Fukushima abzubauen

… gibt es immer noch Spannungen zwischen Mitarbeitern, die dageblieben sind und denen, die “geflohen” sind.

Die 3/11-Katastrophe hat Japan nachhaltig getroffen, Auswirkungen auf die ganze Welt gehabt und sollte uns als Mahnung immer im Gedächtnis bleiben.

Eine völlig unzureichende Katastrophenvorsorge und ein miserables Krisenmanagement der Betreiber des AKW in Fukushima haben aus einer Naturkatastrophe ein “man-made disaster” gemacht.

Japan muss mit einer 34-Meter Welle bei einem Tsunami rechnen

Japans Pazifik-Küste kann nach neuesten Experteneinschätzungen von einer 34 Meter hohen Tsunami-Welle getroffen werden. Diese neue Einschätzung nach dem Tsunami von März 2011 übertrifft die bisherige Prognose von 20 Metern deutlich. Im März 2011 hatte ein Erdbeben eine Wellenhöhe von 14 Metern erzeugt. Diese Welle hatte die Havarie des AKW in Fukushima ausgelöst und weite Teile der Nordostküste Japans zerstört. Das AKW war nur eine Wellenhöhe von 6 Metern ausgelegt. Die Experteneinschätzung erfolgte im Auftrag der Regierung. Der Report ist auf einer Webseite der Regierung veröffentlicht.

[USA Today]

Japan gedenkt der Opfer der Katastrophen vom 11. März

Vor einem Jahr um 06:46 Uhr MEZ (14:46 Uhr Ortszeit) traf Japan die dreifache Katastrophe. Hier die erste Meldung von dem Unglück in den BCM-News. Das Ausmaß der Katastrophe war zu diesem Zeitpunkt noch nicht im geringsten abzusehen. Fast 20.000 Menschen verloren ihr Leben und es wird noch Jahrzehnte dauern, bis die Folgen der Nuklearkatastrophe beseitigt sein werden. In Japan wurde heute früh eine Schweigeminute für die Opfer eingelegt. Kaiser Akihito nahm in Tokio an einer Gedenkzeremonie statt. Vor der Zentrale von Tepco versammelten sich Demonstranten um gegen die Nutzung der Kernkraft zu demonstrieren. Es gab verheerende Fehler und Versäumnisse in der Notfallvorsorge für die AKW und ein nicht funktionierendes Krisenmanagement nach der Katastrophe, wie erste Berichte eindeutig belegen. Die eiserne, weltweit bewunderte Disziplin der Japaner hat eine landesweite Katastrophe und Instabilität der gesamten Nation verhindert. Man stelle sich vor, in Deutschland gäbe es 250 Kilometer von Berlin entfernt eine schwere Havarie eines AKW. Weltweit folgte nach dem Nuklearunglück ein Nach- und Umdenken in der Energiepolitik. Für das Business Continuity Management lautet die Erkenntnis einmal mehr, dass auch das scheinbar Unmögliche bedacht werden muß. Statistisch geringe Eintrittswahrscheinlichkeiten dürfen nicht dazu führen, dass elementare Risiken nicht bedacht werden. “Schwarze Schwäne” gibt es überall.

Toyota macht seine Supply Chain robuster gegenüber Katastrophen

Nach dem Erdbeben und Tsunami in Japan am 11. März vergangenen Jahres mussten die Automobilhersteller ihre Produktion für mehrere Monate stoppen. Nicht nur die Produktionsanlagen der Hersteller selber waren von der Naturkatastrophe zerstört oder stark beschädigt, auch viele Zulieferer waren nicht mehr lieferfähig. Durch die Effizienzprogramme wurden gerade in der Automobilindustrie teure Zwischenlager abgebaut und durch Single Sourcing Skaleneffekte beim Einkauf genutzt. Diese Maßnahmen rächten sich nach der Katastrophe vom 11. März und verhinderten einen schnellen Wiederanlauf. Nicht nur Hersteller in Japan waren hiervon betroffen. Auch deutsche Hersteller konnten über einen längeren Zeitraum bestimmte Ausstattungs- und Farbvarianten nicht liefern. Toyota hat die Lehren aus diesem Ereignis gezogen und überarbeitet seine Supply Chain. In zwei Wochen soll die Produktion nach einem schweren Beben in Japan wieder anlaufen können, so das Ziel. Im herbst diesen Jahres sollen die Maßnahmen hierzu umgesetzt sein. In einer Analyse der Supply Chain Risiken wurden 300 der 1.500 Produktionsstätten der Lieferanten als riskant eingestuft. Diese sind single sources für rund 1.000 Teile. Die betroffenen Lieferanten werden aufgefordert, die Teile an mehreren Standorten zu produzieren oder Lager anzulegen. Sie verpflichten sich und ihre eigenen  Zulieferer die Frist von zwei Wochen Wiederanlaufzeit einhalten zu können. Wer die Supply Organisationen der großen Automobilhersteller einmal kennengelernt hat, weiß dass ein Zuwiderhandeln ganz schnell im De-Listing mündet. Parallel hierzu forciert Toyota die Gleichteile-Strategie, um die Kosten für diese Notfallvorsorge für die Lieferanten senken zu können. Toyota ist damit wiederum Vorreiter im Supply Cain Risk Management. Andere Hersteller und Branchen werden diesem Trend folgen.

[reuters]

Fukushima: Japans Regierung plante die Evakuierung von Tokio

Die japanische Regierung räumt inzwischen ein, dass es einen geheimen Plan für die Evakuierung der 36-Millionen-Metropole Tokios gab. Im schlimmsten Szenario wären die Menschen in einem Radius von 170 Kilometern um die havarierten Reaktoren zwangsevakuiert worden. Für einen Radius von 250 Kilometern wäre zu einer Evakuierung geraten worden. Dieses Schreckensszenario wäre nach einer Explosion des Reaktors 1 und einer Kernschmelze im Abklingbecken des Reaktors 4 wegen des Ausfalls der Kühlung Realität geworden. Der Plan wurde geheim gehalten, um eine Panik in der Bevölkerung zu verhindern. In Tokio war die Verunsicherung über die tatsächliche Lage und die Verärgerung über die schlechte Informationspolitik der Regierung groß. Doch nur wenige der Bewohner der Metropole haben die Stadt tatsächlich verlassen. Frauen und Kinder wurden per Bahn und Flugzeug in den Süden verfrachtet, doch das Arbeitsleben in Tokio ging weiter. Für die wenigen Japaner und die vielen ausländischen Mitarbeiter, die sich in Sicherheit gebracht haben, gab es dann zum Teil größere Akzeptanzprobleme bei der Rückkehr. Schliesslich war man in der Not auch ohne sie ausgekommen. Die Katastrophe wird Japan noch lange beschäftigen. Immer wieder tauchen radioaktive belastete Nahrungsmittel auf. Die Bewohner können noch nicht in die Sperrgebiete zurückkehren. Die Reisernte muss mit Planen vor Radioaktivität geschützt werden. Die japanische Regierung hat jetzt die Laufzeit von AKW auf 40 Jahre begrenzt. Fukushima wäre unter diese Regelung gefallen und einige andere Meiler werden in den nächsten Jahren stillgelegt werden müssen.  TEPCO droht die Verstaatlichung. Der fahrlässige Umgang mit Risiken rächt sich jetzt für die gesamte Industrie.

Munich Re: Erdbeben führen 2011 zu den höchsten Schäden aller Zeiten

Eine Reihe schwerster Erdbeben und eine Vielzahl wetterbedingter Katastrophen haben 2011 zum Jahr mit den höchsten Schäden aus Naturkatastrophen aller Zeiten gemacht. Die gesamtwirtschaftlichen Schäden lagen weltweit mit etwa 380 Mrd. US$ fast um zwei Drittel höher als 2005, dem bisherigen Rekordjahr mit Schäden von 220 Mrd. US$. Allein die Erdbeben in Japan im März und Neuseeland im Februar verursachten fast zwei Drittel dieser Schäden. Die versicherten Schäden übertrafen mit 105 Mrd. US$ ebenfalls den Rekordwert von 2005 (101 Mrd. US$).

[Pressemitteilung Munich Re]

Flut in Thailand zeigt die Verkettung der internationalen Supply Chain auf

Früher galt der Spruch “Wenn in China ein Sack Reis umfällt …”. Doch mit dem weltweiten Sourcing und den internationalen Lieferbeziehungen ist dieser Spruch längst Geschichte. Lieferengpässe durch Naturkatastrophen, politische Unruhen oder Transport- und Logistikunterbrechungen zeigen immer wieder die Fragilität dieser internationalen Supply Chain auf. Aktuelles Beispiel ist die Flut in Thailand. Zahlreiche Elektronikunternehmen haben ihre Produktionsstätten in Thailand. Ein Schwerpunkt der Produktion sind Festplatten aller namhafter Hersteller. Mit der Flut sind viele dieser Produktionsstätten unter Wasser gesetzt worden. Da die Computerhersteller keine Zwischenlager besitzen, schlägt sich der Lieferausfall sofort im Markt nieder. Die Preise für Festplatten sind in die Höhe geschossen und werden auf absehbare Zeit auch hoch bleiben, bis die Lieferengpässe abgebaut sind. Für die Hersteller von PC´s ist die Lage heikel. sie könnten mehr PC´s verlaufen, wenn denn die Festplatten lieferfähig wären. Dies drückt Umsatz und letztendlich Gewinn der Hersteller. Die Börsenkurse der Hersteller spiegeln diese Entwicklung wieder. In Japan ist die Flut in Thailand ein wesentlicher Grund für Abnahme der Industrieproduktion im November um 2,6 Prozent gegenüber dem Vormonat. Wegen der Flut in Thailand kam es zu Lieferengpässen bei Zulieferprodukten. Neben den Lieferengpässen sind jedoch auch der aktuell hohe Wechselkurs des Yen und eine gesunkene Auslandsnachfrage für den Rückgang verantwortlich.

Erkenntnisse zum Krisenmanagement des Zwischenberichts zu Fukushima

Die in englisch bereits vorliegende Zusammenfassung des Untersuchungsberichts zu Fukushima legt schwerwiegende Mängel in der Notfallvorsorge und im Krisenmanagement offen. 

Fehlende Notfallvorsorge für Tsunamis und Stromausfälle:

Aus Berechnungen war TEPCO mindestens seit 2008 bekannt, dass im Fall eines Tsunamis die Höhe der Wellen mehr als 15 Meter betragen kann. TEPCO hat die Berechnungen allerdings nicht ernst genommen und keine entsprechende Vorsorge getroffen.

Für den Ausfall der Stromversorgung gab es keine Notfallpläne, die Mitarbeiter hatten keine Ausbildung hierfür und notwendiges Equipment war nicht vor Ort vorhanden. 

Vorsorge für das Krisenmanagement:

Die Krisenstabsräume vor Ort waren nicht auf ein Zusammentreffen von Erdbeben und Reaktorunfall vorbereitet und waren daher bei dem Unglück nicht nutzbar. Die Gebäude waren nicht strahlensicher ausgelegt, obwohl sie für den Einsatz bei einem Nuklearunfall vorgesehen waren.

Versagen der Aufsichtsorgane:

Die Einhaltung adäquater Vorsorgemaßnahmen für Katastrophen durch TEPCO wurden von den Aufsichtsbehörden gar nicht oder  nur unzulänglich überprüft. 

Information und Kommunikation im Rahmen des Krisenmanagements:

Information und Kommunikation nach Eintritt der Katastrophe im Rahmen des Krisenmanagements hat offensichtlich völlig versagt. Durch den Stromausfall fiel die Kommunikationsinfrastruktur aus, da es auch keine Notstromversorgung gab. Organisatorisch versagte die Kommunikation zwischen zwischen dem strategischen und taktischen Krisenstab im Ministerium, obwohl sich beide Krisenstäbe im gleichen Gebäude befanden. Zwischen diesen Krisenstäen und dem Einsatzstab vor Ort funktionierte die Kommunikation ebenfalls nicht. Mit der Folge, dass der Krisenstab vor Ort selbständig Entscheidungen zum weiteren Vorgehen treffen musste. Das fehlende Lagebild sowie die Information der Öffentlichkeit wird im Zwischenbericht als “major concern” bezeichnet.

Fehlbedienungen der Reaktoren nach dem Unglück:

Auf Grund fehlender oder fehlerhafter Informationen des Bedienungspersonals über die aktuelle Lage kam es zu Fehlbedienungen bei der Steuerung der Wasserversorgung des Reaktors, was die Lage weiter verschlimmert hat.

Die Ergebnisse des Untersuchungsberichts machen auf mich den Eindruck, dass hier grob fahrlässig mit existentiellen Risiken umgegangen wurde. Bei den eingetretenen Risiken handelt es sich keineswegs um “schwarze Schwäne”, mit denen nicht zu rechnen war. Im Gegenteil, die Risiken waren sehr gut bekannt. Die Kombination der fehlenden Vorsorge von TEPCO mit einem völligen Versagen der Aufsichtsbehörden hat diese Katastrophe erst möglich gemacht. Eine einzige Übung mit diesem Szanario hätte genügt diese Mängel rechtzeitig aufzudecken. Aber von einer Übung ist im Zwischenbericht nicht die Rede.