Warum klassische Pandemiepläne zu kurz greifen
Die aktuelle Coronavirus-Epidemie rückt die Pandemieplanungen vieler Unternehmen wieder ins Blickfeld, nachdem es mehrere Jahre ruhig um das Pandemie-Szenario geworden ist.
Bereits bei den vergangenen Epidemien und Pandemien, wie zum Beispiel der Vogelgrippe und SARS, wurden Pandemiepläne als Vorsorgemaßnahmen erstellt. Im Fokus dieser Pandemiepläne steht meist der Schutz der eigenen Mitarbeiter sowie der Umgang mit Personalausfällen in kritischen Geschäftsprozessen. Auch die Bereitstellung von Desinfektionsmitteln für die Handhygiene und gegebenfalls die Bevorratung von Schutzmasken gehört zum Vorsorgeprogramm gegen Ansteckungen der Mitarbeiter.
Dass diese Sichtweise auf eine Epidemie- /Pandemievorsorge deutlich zu kurz greift zeigt die aktuelle Coronavirus-Epidemie.
Auch wenn die Auswirkungen auf die Gesundheit von Menschen außerhalb von China, im Vergleich zu jährlichen Influenza mit bis zu 25.000 Toten jährlich in Deutschland, relativ gering sind, so sind die Auswirkungen auf die nationalen und internationalen Wertschöpfungsketten bereits erheblich. Bei vielen Zulieferprodukten aus China treten bereits Lieferengpässe auf, die die Produktion von Unternehmen auf der ganzen Welt bereits beeinträchtigen und mittelfristig unterbrechen können. Ironischerweise ist gerade China einer der Hauptproduzenten für medizinische Hygieneprodukte wie Masken und Schutzkleidung zum Schutz vor Ansteckungen. In der Not steigt der Smartphone-Hersteller Foxconn jetzt in die Produktion von Schutzmasken ein. Neben dem Ausfall von Zulieferprodukten aus China brechen zeitgleich die chinesischen Absatzmärkte für ausländische Zulieferer ein. Die Unterbrechung der Transportverbindungen per Flugzeug, Bahn und Schiffen treffen die Logistikanbieter schwer. Auch der internationale Tourismus ist betroffen, da China als Reiseland ausfällt genauso wie die stark zunehmende Zahl chinesischer Touristen in der ganzen Welt. Messen und Veranstaltungen werden abgesagt oder leiden unter der Absage großer Aussteller wie zum Beispiel beim Mobile World Congress MWC. Die Coronavirus-Epidemie hinterlässt bereits Bremsspuren in den Bilanzen vieler Unternehmen und wird voraussichtlich nachhaltige Wirkungen auf die weltweiten Lieferketten haben.
Ein Pandemieplan, der ausschließlich auf die Gesundheitsvorsorge der eigenen Mitarbeiter fokussiert, greift daher viel zu kurz. Wertschöpfungsketten sind mittlerweile international verflochten. Die Auswirkungen einer Epidemie / Pandemie sind in ihren Wirkungen mehrdimensional und wirken oftmals indirekt über Wirkungsketten. Absatz- und Zuliefermärkte, Verbraucherbedarfe und -verhalten, Logistikketten ändern sich gleichzeitig und abrupt. Die aktuelle Lage und weitere Lageentwicklung ist von hoher Unsicherheit geprägt. Ein gut vorbereitetes Business Continuity- und Krisenmanagement stellt die passenden Werkzeuge für solche Situationen zur Verfügung.
Im Business Continuity Management wird Notfallvorsorge für die klassischen BCM-Szenarien getroffen:
- Ausfall von Lokationen / Arbeitsplätzen
- Ausfall von Personal (zum Beispiel durch Epidemien oder Pandemien)
- Ausfall von IT
- Ausfall von Dienstleistungen / Lieferketten.
Dies bildet den “Handwerkskasten” mit dem Instrumentarium, um die adäquaten Maßnahmen zum Schutz der Mitarbeiter und der kritischen Geschäftsprozesse auszuwählen und einzusetzen. Dies reicht von Möglichkeiten, dass Mitarbeiter Geschäftsprozesse remote durchführen können, über Notfalllösungen bei Dienstleisterausfällen bis hin zu Maßnahmen bei der Unterbrechung von Logistikketten.
Alle diese Notfallvorsorgemaßnahmen, in Notfallplänen dokumentiert, geübt und getestet, erhöhen die Resilienz eines Unternehmens für unternehmenskritische Lagen wie Epidemien und Pandemien sowie viele andere absehbare und nicht vorhersehbare Lagen (“schwarze Schwäne”).
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