Return on Invest für das Business Continuity Management!?
Die an diesem Montag – hier in Deutschland viel zu wenig wahrgenommene – Business Continuity Awareness Week 2016 steht unter dem Motto “return on investment”. Auf den ersten Blick erscheint es im wirtschaftlichen Umfeld ganz selbstverständlich, dass das BCM sich den Fragen nach dem Return on Invest stellen muss. Wenn das BCM keinen wirtschaftlichen Nutzen bringt, warum sollte man dann wertvolle Zeit und Mühe in dieses Thema investieren und die Ressourcen nicht für Vorhaben mit einer höheren Wirtschaftlichkeit einsetzen? Dieser Logik folgend, lässt sich der Invest für die Implementierung und den Betrieb eines Business Continuity Managements rasch ermitteln. Es werden Mitarbeiter und deren Zeit benötigt, um die Phasen des BCM-Lebenszyklus erstmalig und dann in der Folge regelmäßig durchzuführen. Externe Beratungsleistungen, Schulungen der Mitarbeiter, vielleicht auch Kauf, Konfiguration und laufender Betrieb eines BCM-Tools gehören zum Invest für ein BCM. Zu den Kosten für Implementierung und Betrieb des BCM kommen “Folgekosten” in der IT und anderen Fachbereichen, um die erforderlichen Maßnahmen umzusetzen. Also “Kosten”, das können wir im BCM! Grenzen setzt da nur das Management oder – der fehlende Return on Invest! Doch was bringt das BCM wirtschaftlich dem Unternehmen denn nun eigentlich? Als Wirtschaftswissenschaftler suche ich jetzt nach kostenreduzierenden oder ertragserhöhenden Effekten des BCM. Na ja, der eine oder andere Auftrag könnte ja Dank eines guten BCM den Mitbewerbern abgeluchst werden. Mit viel Mut zur Fantasie könnte hieraus ein “Case” für das BCM gebaut werden. Aber lieber nicht ernsthaft hinterfragen. Kommen wir zu den kostensenkenden Faktoren. Ach ja, die eine oder andere Versicherung könnte günstiger werden oder wegfallen. Leider haben Versicherungen gerade aktuell Nichts zu verschenken, da Ihnen bei der aktuellen Zinssituation auch Nichts geschenkt wird. Aber ein bisschen “Return” muss doch irgendwo gefunden werden können?! Wo wir gerade bei Versicherungen sind: haben Sie für jede Ihrer Versicherungen (Teil oder gar Vollkasko für KFZ, Rechtsschutz, Hausrat, Haftpflicht, Krankenversicherung, Berufsunfähigkeit und und und …) eine Wirtschaftlichkeitsanalyse angestellt? Einige dieser Versicherungen haben Sie abgeschlossen, weil sie Pflicht sind, viele andere Versicherungen haben Sie aber abgeschlossen, um angesichts der vielfältigen Bedrohungen die das Leben eben so mit sich bringt, trotzdem noch ruhig schlafen zu können. Die Vollkasko für das Auto bringt die Sicherheit, dass auch bei selbstverschuldeten Unfällen schnell wieder die Mobilität sichergestellt ist, die zum Beispiel zur Erarbeitung des Lebensunterhalts benötigt wird. Diesen Gedanken möchte ich für das BCM weiterführen. Ist BCM nicht die Versicherung, dass das Unternehmen bei Eintritt eines Notfalls trotzdem noch weiter die definierten Services für die Kunden erbringen kann, damit das Unternehmen wirtschaftlich weiterbestehen kann? Andernfalls würden Erträge, Kunden, Zulieferer, Geschäftspartner und Anteilseigner verloren gehen. Diese Überlebenschance – vergleichbar Sicherheitsgurt und Airbag bei einem Unfall im Auto, das ist BCM. Wie fühlen Sie sich, wenn Sie in ein Auto ohne Sicherheitsgurte und Airbag einsteigen? Mit Sicherheit fahren Sie vorsichtiger. Doch wer will zum Management seines Unternehmens gehen und sagen müssen, “macht bitte langsamer, wir haben kein BCM!”. Neben diesem “Überlebensfenster” bringt BCM in der Umsetzung ein hohes Maß an Transparenz in Prozesse, Zusammenhänge und Schnittstellen. Dieser beiläufige Effekt des BCM wird häufig unterschätzt und den Beteiligten erst während der Implementierung bewusst. Der Nutzen dieses Effekts lässt sich nicht in Euro und Cent bemessen, doch lässt sich hier ein schneller greifbarer Nutzen aus dem BCM ziehen (Berater nennen dies gerne “quick wins”). Meine Empfehlung, um ein skeptisches Management zu überzeugen lautet daher, keine “ROI-Milchmädchenrechnungen” aufstellen, sondern in kleinen pragmatischen Schritten anfangen und schnell den praktischen Nutzen des BCM aufzeigen. Welches Management lässt sich nicht durch pragmatisches, strukturiertes Vorgehen mit praktischem Nutzen überzeugen?!
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