Aus Fehlern lernen

“Denn nur wer mit seinen Fehlern umzugehen lernt, steigert seine Resilienz, also die Fähigkeit, künftige Krisen unbeschadet zu überstehen oder gar gestärkt aus ihnen hervorzugehen.” Dieser Satz steht am heutigen Sonntag in einem Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung als Auftakt zu einer Artikelserie über das Scheitern. An diesem Satz bin ich hängen geblieben. Ich habe ihn mehrfach gelesen und viele Assoziationen sind durch meinen Kopf geschossen, obwohl die Sonne an diesem Sonntag früh noch nicht aufgegangen war und das Koffein erst langsam seine Wirkung entfaltete. Dies lag bei weitem nicht nur an dem Wörtchen “Resilienz” das Einzug in das BCM-Vokabular gefunden hat. Es gibt im BCM-Lebenszyklus die Phase “Embedding the BCM”, was häufig mit “Awareness für das BCM schaffen” übersetzt wird. Mit Awareness assoziiert man dann ganz schnell Awarenessprogramme und -maßnahmen in Form von Flyern, Intranetseiten, Vorträgen und Veranstaltungen, um das Bewusstsein für unser Thema BCM beim Management und den Mitarbeitern zu steigern. “Big Bang” oder die “Politik der kleinen Schritte”, dies sind zwei unterschiedliche Herangehensweisen, die sich sehr gut ergänzen. Awareness-Kampagnen sind das eine, doch der Schlüssel für “Embedding the BCM” liegt im Fehlermanagement. “Aus Fehlern für das BCM lernen” gehört zur Taktik der kleinen Schritte. Und es ist nicht erstaunlich, dass sich für das BCM hier eine große Schnittstelle zum Qualitätsmanagement auftut. Ich erlebe in den Unternehmen, die BCM neu einführen wollen, häufig die überraschende Erkenntnis “das haben wir doch schon in Teilen, nämlich im Qualitätsmanagement”.  Ziel muss es ein, aus Fehlern, Störungen, Notfällen, Tests und Übungen so viel als möglich zu lernen und in Verbesserungen der Notfallvorsorge umzusetzen. Dies sind kleine Schritte der Veränderung, die vom Unternehmen allerdings zugelassen werden müssen. Und hier sind wir bei der sagenumwobenen “Unternehmenskultur”. Eine Unternehmenskultur, die keine Fehler zulässt und den Mitarbeitern keinen Raum für Veränderungen und Verbesserungen gibt, wird ein BCM nur auf dem Papier haben. Das BCM wird die “Unternehmenskultur” nicht verändern können, doch was können die BCM-Verantwortlichen tun, um sich auf den Weg der kleinen Schritte zu machen?

  • den Schulterschluss mit dem Qualitätsmanagement suchen – Gemeinsamkeit macht stark, auch gegenüber dem Top-Management
  • Störungen erkennen, analysieren und das Ergebnis als Grundlage für die Optimierung der Notfallpläne nehmen
  • Notfälle und Krisen intensiv auswerten, ohne “mit dem Finger zu zeigen. Holen Sie sich einen unabhängigen Moderator dazu!
  • Tests und Übungen nicht bis zu vollständigen Übungskünstlichkeit verfremden, nur damit keine Fehler passieren
  • Notfallpläne in die Verantwortung der Mitarbeiter geben. Sie sind alltägliche Hilfsmittel wie Organisations- und Arbeitsanweisungen
  • “Steter Tropfen hölt den Stein”: eine perfekte Unternehmenskultur gibt es nicht (auch nicht in meinem Ein-Mann-Unternehmen!), dran bleiben!
  • Sichtbare, auch kleine Erfolge, erhöhen die Akzeptanz beim Top-Management (wir konnten Schäden und Unterbrechungen vermeiden, weil wir im BCM …)
  • Tun Sie Gutes und reden Sie darüber (ein alter aber wirkungsvoller Marketingspruch)
  • BCM-Awareness-Maßnahmen bringen einen kurzen Schub, für die Nachhaltigkeit bedarf es der Politik kleinen Schritte.

Beim Marathon gilt die Regel, mach die Schrittlänge kürzer, dann kannst du länger laufen! Wenn es gar nicht mehr geht, gehe ein Stück Schritt für Schritt, aber verliere das Ziel niemals aus dem Auge!

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei ihrem BCM-Marathon! Sie werden mit der richtigen Einstellung ins Ziel kommen!

be prepared

Matthias Hämmerle

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