PAS 200:2011 Crisis management – Guidance and good practice

Der entscheidende Satz dieser neuen Publicly Available Specification (PAS) zum Krisenmanagement steht direkt am Anfang: “This PAS is written for a strategic audience and is a general guide to established good practice. It provides guidance on crisis management that will help top managers in an organization to implement and develop a crisis management capability”. Adressat dieses PAS ist das Top Management, dem die Notwendigkeit eines Krisenmanagements aufgezeigt werden soll. Es geht also nicht in erster Linie um good practices für die Umsetzung des Krisenmanagements. Wer diese Erwartungen an dieses Dokument anlegt wird enttäuscht werden.

Im Abschnitt “Understanding crisis” des PAS 200 wird das Krisenmanagement gegenüber BCM und Incident Management abgegrenzt. BCM Pläne behandeln bekannte Risikoszenarien in vordefinierten Notfallplänen, während das Krisenmanagement bei komplexen unstrukturierten Krisen benötigt wird, für die es keine vorgefertigten Pläne gibt. Konsequenterweise umfasst der Begriff der Krise alle ausserordentlichen Situationen, die strategische Ziele, Reputation oder Überleben einer Organisation gefährden. Die inhaltliche Reichweite des Krisenmanagements geht damit über das Business Continuity Management hinaus und umfasst alle möglichen internen und externen Ursachen einer Krise. Hierzu gehören neben der Unterbrechung von Geschäftsprozessen auch Krisen auf Grund von Reputationsschäden, Änderungen des Geschäftsumfelds oder Fehlverhalten innerhalb der Organisation. Hierbei werden abrupte und schleichende Krisen hinsichtlich des Krisenverlaufs unterschieden.

Im Abschnitt “Developing a crisis management capability” werden die präventiven Grundlagen eines Krisenmanagements beschrieben. hierzu gehört die Erstellung einer Krisenmanagement-Policy, die Festlegung von Rollen und Verantwortlichkeiten sowie Strukturen und Prozesse. Einen größeren Raum nimmt das Thema Informationsmanagement ein, da dies einer der kritischen Erfolgsfaktoren des Managements einer Krise darstellt. Als Entscheidungsunterstützungswerkzeug wird das “CRIP” beschrieben (comon recognized information picture). Es handelt sich hierbei um eine zentrales Werkzeug, das die beteiligten Personen die notwendigen Informationen zur Krisenbewältigung zur Verfügung stellt, zum Beispiel in Form eines Extranets. Im Abschnitt “Planning and preparing for crisis response and recovery” wird die Notwendigkeit eines Krisenmanagementplans erläutert und die zentralen Inhalte kurz beschrieben. Im Abschnitt “Communicating in a crisis” werden die Themen Issues management, Risiko-Kommunikation und Stakeholder-Kommunikation jeweils kurz angesprochen. Im abschließenden Part “Evaluating crisis management capability” wird die Bedeutung der Themen Training und Übungen aufgezeigt, sowie Übungstypen definiert.

PAS 200:2011 zielt wie eingangs erwähnt auf Top Management-Ebene. Die Notwendigkeit eines Krisenmanagements wird argumentativ unterlegt und Grundzüge eines guten Krisenmanagements vorgestellt. Für den Praktiker ist die Flughöhe jedoch deutlich zu hoch, um konkrete Werkzeuge und Hilfsmittel für die Umsetzung zu bekommen. Insofern macht der PAS 200 genau was er bezweckt, geht aber auch nicht darüber hinaus. Für den Praktiker bleibt leider eine Lücke, die er selbst schliessen muß.

In der Linkliste der bcm-news finden sie zum Beispiel einen Link zum Handbuch Krisenkommunikation des BMI. Weitere hilfreiche Dokumente zu Krisenmanagement gibt es auch über die jeweilige Homepage des BBK (Stichworte KRITIS, LUEKEX, Krisenmanagement) und des BMI.

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