Streiks als Risiko in der Supply Chain [Updated]

Das Risiko der Unterbrechung wichtiger Geschäftsprozesse durch Streiks in Deutschland ist eher als gering einzuschätzen. In Deutschland fallen laut dieser in der FR veröffentlichten Statistik durchschnittlich 5 Arbeitstage pro Jahr je tausend Beschäftigte aus. Mit 164 Tagen pro Jahr und tausend Beschäftigten ist Spanien gefolgt von Frankreich (102) und Italien (88) deutlich stärker durch Arbeitsausfälle in Folge von Streiks und Aussperrungen betroffen. Aktuell sitzen viele Urlauber in Griechenland im Hafen von Piräus in Folge eines wilden Streiks der Seeleute fest. Auch die Streiks der Piloten, Fluglotsen und Lokführer in Deutschland haben zu unangenehmen Behinderungen und verspäteten Lieferungen, aber nicht zu geschäftskritischen Produktionsausfällen geführt. Den Blick auf das Streik-Risiko an der Landesgrenze enden zu lassen, entspricht jedoch schon lange nicht mehr den international verflochtenen Handelswegen, der  internationalen” Supply Chain”.

Diese Erfahrung machen derzeit die japanischen Automobilunternehmen Toyota und Honda in China. Toyota musste seine Produktion in dem südchinesischen Werk Guangzhou vorübergehend einstellen, als Folge eines Streiks in einem der chinesischen Zuliefererwerke. Das Werk hat eine Produktionskapazität von 350.000 Fahrzeugen im Jahr. Dies berichtet die FAZ in ihrer heutigen Printausgabe. Der bestreikte Lieferant beliefert auch Werke von Honda und anderen Automobilunternehmen. Streiks häufen sich derzeit in Chinas Fabriken. Die Arbeiter fordern deutliche Lohnerhöhungen. Dies kann mittelfristig dazu führen, dass der Tross der Zulieferer von China  in günstigere und stabilere  Billiglohnländer weiterzieht. Die Redewendung “wenn in China ein Sack Reis umfällt …” gilt in Zeiten internationaler Handelsströme daher nicht mehr. Auch Streiks in anderen Teilen der Welt können unsere Geschäftsprozesse nachhaltig beeinträchtigen und sind demzufolge in die Risikobetrachtung mit einzubeziehen.

Update (24.06.2010):

Laut einem Bericht in der Printausgabe der FAZ vom 24.06.2010 ist jetzt auch BMW von den Streiks in China betroffen. Der wichtigste lizenzierte Händler von BMW in China, die Autohauskette Yanbao, wird offensichtlich von ihren Mitarbeitern bestreikt. Yanbao verkaufte 2009 10.000 Fahrzeuge, insgesamt lieferte BMW 91.000 Einheiten in China aus. BMW ist an Yanbao nicht beteiligt. BMW hat laut FAZ-Bericht den Ausstand noch nicht offiziell bestätigen können.

Werke von Toyota und Honda in China mussten mittlerweile auf Grund der Streiks in Zuliefererbetrieben geschlossen werden.

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