Care als Komponente des BCM – bci Forum Mitte zu Gast bei International SOS

Stellen Sie sich vor, Sie sind dienstlich in einem fernen Land unterwegs und plötzlich treten schwere Krämpfe im Bauch- und Magengegend auf, begleitet von hohem Fieber. Neben diesen akuten Schmerzen gesellt sich jetzt aber auch noch die Horror-Vorstellung hinzu, sich in diesem fernen Land mit Verdacht auf eine Blinddarmentzündung in die Hände eines katastrophalen Gesundheitssystems begeben zu müssen.

Wie gut wäre es jetzt, eine Telefonnummer zu haben, unter der ein medizinischer Hilfsdienst weltweit 24*7 verfügbar ist, der sofort alle Maßnahmen veranlassen kann von der telefonischen Betreuung durch einen Arzt bis zum schnellen Rücktransport per (Charter- ) Flugzeug.

Genau diese Dienstleistungen bietet das Unternehmen International SOS an, das am 26. Mai Gastgeber des bci Forum Mitte war.

International SOS ist der weltweit führende Dienstleister für medizinische Assistance und Sicherheit mit über 6.000 Mitarbeitern – davon mehr als 2.000 eigenen Medizinern – in mehr als 65 Ländern auf fünf Kontinenten.

International SOS betreibt selbst 27 internationale Kliniken vor allem in Gegenden, in denen es keine medizinische Versorgung gibt. Versorgt werden abgelegene Rohstofffördergebiete genauso wie Ölplattformen auf hoher See.

Gegründet wurde das Unternehmen von einem französichen Botschaftsarzt, der aus eigenem Erleben erkannte, daß es eine nur unzureichende Hilfe bei medizinischen Notfällen im Ausland gibt.

In 2008 hat International SOS im Rahmen dieser Dienstleistungen 4,25 Millionen Anrufe über die 26 weltweiten Alarmzentralen entgegengenommen und über 17.990 begleitete medizinische Rückholungen (alle 33 Minuten) organisiert.

Die Teilnehmer des bci Forums konnten einen Blick in die deutsche Alarmzentrale werfen und anhand einer anschaulichen Videosimulation auf Basis eines echten Falls die internationale Koordination der Rückholung eines medizinischen Notfalls nachvollziehen.

Im Nachgang zu der Führung wurde unter den Forums-Teilnehmern die Rolle des Care-Konzeptes im Rahmen des BCM diskutiert. In vielen BCM-Systemen stehen technische (IT-Disaster Recovery, IT-Security) und organisatorische Aspekte (workplace recovery, Notfallpläne etc.) im Vordergrund. Die Betreuung von Betroffenen in einem Notfall in Form eines Care-Konzeptes kommt jedoch häufig zu kurz.

  • Wer betreut in einem Notfall die Betroffenen und deren Angehörige?
  • Wer leistet Seelsorge für verletzte und traumatisierte Mitarbeiter und deren Angehörige?
  • Gibt es eine Kontakt- und Betreungsstelle für Betroffene, die Anfragen und Informationen kompetent entgegennehmen und bearbeiten kann?
  • Wer koordiniert die Zusammenarbeit mit den Hilfsdiensten, Krankenhäusern etc.?

Viele Fragen, die als Teil des BCM im Rahmen eines Care-Konzepts zu bedenken und konzipieren sind. Denn im Notfall ist es zu spät hierfür.

Care im Rahmen des BCM
Care im Rahmen des BCM
Vorbild für ein solches Care-Konzept ist die schweizerische Organisation Care-Link, die hier bei bcm-news bereits vorgestellt wurde.
Leider stellt diese Organisation, entstanden nach dem Swiss Air-Absturz SR111 1998 vor Halifax, ihre umfangreichen Betreungsdienstleistungen nur Kunden in der Schweiz oder mit starkem Bezug zur Schweiz zur Verfügung.
Nach dem Vorbild von CareLink haben mittlerweile einige Großunternehmen in Deutschland ihr eigenes Care-Konzept aufgebaut. Zu diesen Unternehmen gehören zum Beispiel die Fraport AG und die Lufthansa. Fraport stellt sein Care-Konzept in Kürze im Rahmen des 2. BSI Forums Business Continuity vor. Für kleine und mittelgroße Unternehmen stellt ein wirtschaftliches Care-Konzept und vor allem das Care-Giving in einem Notfall jedoch eine echte Herausforderung dar. Ein Dienstleister wie CareLink, das über ein Freiwilligenkorps verfügt, Ausbildungen und Übungen durchführt sowie das professionelle CareGiving bei kleinen Notfällen bis hin zu großen Katastrophen leistet, tut Not für Deutschland. Durch die zentrale Organisation werden diese elementaren Dienstleistungen im Rahmen des Care-Konzeptes im BCM auch für kleine und mittelgroße Unternehmen bezahlbar!
Auf der anderen Seite fehlt in vielen Unternehmen (noch) das Bewußtsein für die Bedeutung eines Care-Konzepts. Gerade im Zusammenhang mit der aktuellen Schweinegrippe sind diese Fragen bei vielen Unternehmen jedoch wieder akut geworden. Vielleicht hat die Schweinegrippe zumindest geholfen, etwas mehr Licht auf diese Thematik zu werfen. Dann folgt auch in Deutschland der Nachfrage nach Betreuungskonzepten auch das Angebot durch spezialisierte Dienstleister. Und es muß nicht erst ein tragisches Ereignis den Anstoß geben wie der Flugzeugabsturz für CareLink.

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