Krankenhäuser unzureichend auf Pandemien vorbereitet

Laut einem Bericht der Rhein-Main-Zeitung vom 7. Februar 2009 sind die Krankenhäuser nur unzureichend auf eine Pandemie vorbereitet. Dies ist das Ergebnis eines “Klinik-Workshop” mit Vertretern des deutschen Gesundheitswesens, organisiert vom Institut für Managementförderung- und Wirtschaftsförderung und dem F.A.Z.-Institut.

Die Schwierigkeiten der Teilnehmer werden insbesondere in der koordinierten Versorgung von wichtigem Arbeitsmaterial wie Handschuhe und Masken gesehen. “Sollen wir dann die Lagerhallen der Zulieferer überfallen”, so ein Klinikvertreter. Weitere Schwierigkeiten werden in der Information der Politik und Öffentlichkeit gesehen, um die Ausbreitung einer Panik zu verhindern.

Alleine in Hessen gibt es 420 (!!) unterschiedliche Pandemiepläne, die eigentlich aufeinander abgestimmt werden müssen.

Weiterhin treibt die Teilnehmer des Workshops die Sorge um, ob die Ärze und Krankenschwester angesichts der Angst angesteckt zu werden, überhaupt zum Dienst erscheinen, auch wenn das Klinikpersonal zu den priorisierten Gruppen bei einer Impfung gehören.

Soweit kurz zusammengefasst die interessanten und offenen Ergebnisse des Klinik-Workshops.

Es wird aus den Ergebnissen des Workshops deutlich, dass Pandemieplanung kein triviales Unterfangen darstellt.

Auch für Unternehmen gestaltet sich die Vorbereitung auf eine Pandemie schwierig. Viele Unwägbarkeiten lassen schnell die Frage aufkommen, ob einige oberflächliche Vorsorgemaßnahmen, wie das Vorhalten von Impfstoffen mehr dem guten Gewissen dienen, als tatsächlich im Ernstfall die verheerenden Folgen einer Pandemie für ein Unternehmen abfedern zu können.

Zu diesen Unwägbarkeiten zählen unter anderem:

Werden die Mitarbeiter überhaupt zur Arbeit kommen?

  • Mitarbeiter sind selbst erkrankt
  • Mitarbeiter fürchten sich vor Ansteckung am Arbeitsplatz und bleiben zu Hause
  • Mitarbeiter müssen erkrankte Angehörige pflegen und bleiben zu Hause
  • Der öffentliche Nahverkehr bricht zusammen, da die Fahrer selbst erkrankt sind oder Angst vor Ansteckung haben
  • Mitarbeiter werden von Hilfs- und Rettungsdiensten abgezogen

Kommen im Pandemie-Fall die Mitarbeiter zur Arbeit, muß der Arbeitgeber selbstverständlich Vorsorge gegen Ansteckungen im Unternehmen treffen. Dies erfordert in erster Linie intensive Hygienemaßnahmen.

Doch sind im Pandemiefall ausreichend Reinigungskräfte verfügbar, um ein deutlich höheres Hygienelevel als im Normalbetrieb aufrecht zu erhalten? WCs und Waschräume, Betriebsrestaurants und weitere Gemeinschaftseinrichtungen, aber auch Schreibtische, Türklinken, Aufzüge und Telefonapparate müssen laufend gereinigt und desinfiziert werden.

Würden Mitarbeiter mit Atemmasken und Handschuhen ausgerüstet ihrer Arbeit nachgehen?

Kaum vorstellbar!

Zudem können Impfstoffe und Hygienemittel, die für diese Zwecke eingelagert wurden, bei einem Krisenfall für die öffentliche Versorgung eingezogen werden.

Inwieweit Unternehmen angesichts dieser Unwägbarkeiten einen im Ernstfall wirkungsvollen Pandemieplan erstellen können, halte ich daher zumindest für sehr anspruchvoll. Also keine Pandemieplanung erstellen?

Es braucht keine Pandemie, um in den Notfall zu geraten, auf eine signifikante Anzahl an Mitarbeitern verzichten zu müssen.

Beispiele hierfür sind

Eine BCM-Planung muß diese Szenarien selbstverständlich abdecken. Im Rahmen der Business Impact Analyse werden die Mindestanforderungen an den Personalbedarf und kritische Rollen identifiziert. Im Rahmen der BCM-Personalstrategie werden strategische Optionen für differenzierte Ausfallszenarien definiert, die im Rahmen der Notfallplanung beschrieben werden. Die Pandemieplanung ist dann ein Extremszenario im Rahmen dieser BCM-Planung. Dieses Vorgehen stellt sicher, daß neben der BCM-Planung keine unabgestimmte Pandemieplanung existiert und gepflegt werden muß. Auch die Abstimmung mit Behörden und Institutionen sollte abgestimmt im Rahmen des BCM-Konzepts erfolgen. Dies betrifft insbesondere auch das Care-Konzept für Mitarbeiter und deren Angehörige, das neben einer Pandemie auch andere Notfälle abdecken muß.

Diese in die BCM-Planung intergierte Personalausfallplanung sollte dann unternehmensspezifisch mit jeweils adäquaten Pandemiemaßnahmen ergänzt werden.

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