Welche Kommunikationstechnik ist im Notfall verfügbar?
Im Notfall ist der Krisenstab und die beteiligten Personen aus dem Unternehmen sowie den externen Hilfskräften auf eine funktionierende Kommunikationsinfrastruktur angewiesen. Externe Hilfskräfte wie Polizei, Feuerwehr und Rotes Kreuz sind jeweils mit eigener propietärer Kommunikationstechnik ausgestattet. Im Rahmen der Notfallplanung in Unternehmen wird häufig die Festnetztelefonie und ergänzend die Mobilfunktelefonie als Kommunikationstechnik vorgesehen.
Die Erfahrungen aus dem Stromausfall in Karlsruhe haben jedoch noch einmal aufgezeigt, dass diese beiden Techniken in einem Notfall sehr anfällig sind und hierauf kein Verlass ist. Die Festnetztelefonie hängt von einer funktionierenden Strom- und Notstromversorgung sowohl im eigenen Hause als auch beim Provider ab. Die Zunahme der IP-gestützten Telefonie ergänzt zudem die Abhängigkeit von der Verfügbarkeit der Internetanbindung. Die Ausfallsicherheit kann deutlich erhöht werden, indem Redundanz geschaffen wird. Dies bedeutet auf der technischen Seite die Einrichtung mehrerer Zugangspunkte / Hausanschlüsse sowie redundante Telefonieserver. Hinsichtlich des Dienstleisters wird Redundanz durch die technische und vertragliche Verfügbarkeit mehrerer Telefoniedienstleister geschaffen. Der Leitungsausfall bei Arcor in Frankfurt hat einige Unternehmen vollkommen von der Telefonie abgeschnitten, da aus Kostengründen vielfach Redundanz reduziert wurde.
Häufig wird in Notfallplanungen als Alternative zum Festnetz das Mobilfunknetz vorgesehen. Im Notfall steht dies jedoch häufig ebenfalls nicht zur Verfügung. Bei dem kürzlich eingetretenen Stromausfall in Karlsruhe waren sowohl Festnetz als auch Mobilfunknetz nicht verfügbar. Zum Einen wird für den Betrieb der Mobilfunksender ebenfalls Strom benötigt. Nicht alle Sender mit mit einer Unterbrechungsfreien Stromversorgung (USV) ausgestattet. Diese Erfahrung lehrte auch der Ausfall der Mobilfunknetze bei der Winterkatastrophe im Münsterland. Zudem sind die Funkzellen in einer Notfallsituation sehr schnell überlastet. Eine Bevorrechtigung ist in Deutschland für diese Situationen ist jedoch nur staatlichen Stellen vorbehalten (siehe bcm-news zum Einsatz von Mobilfunk). Bei Großereignissen (Bsp. Papstbesuch) wird deshalb monatelang vor der Veranstaltung von den Mobilfunkunternehmen in einer gemeinsam koordinierten Aktion eine gesonderte Infrastruktur mit mobilen Sendeanlagen aufgebaut. Dies ist für Großschadensereignisse in der Kürze der Zeit natürlich gar nicht zu leisten.
Lassen Sie bei einer der nächsten Räumungsübungen doch die Mitarbeiter einmal Telefonate mit dem Handy tätigen und testen Sie damit, welche Netzkapazitäten Ihnen vor Ort noch verfügbar wären.
Auf Festnetz- und Mobilfunktelefonie ist im Notfall also kein Verlass! Was also tun?
Große Unternehmen verfügen im Rahmen ihres Gebäude- bzw. Facility Managements häufig über ein hausinternes Funknetzsystem für den Campus. Vorhandene Funknetze sollten daher auf den Krisenstab und das Lagezentrum erweitert werden. Vor allem zur Kommunikation zwischen dem Krisenstab und der Betrieblichen Katastrophenorganisation, Werkschutz, Werkfeuerwehr.
Eine weitere Alternative – insbesondere für die Alarmierung – stellt der Einsatz von Pager dar. Die Pager-Technologie war vor den SMS-Dienstleistungen der Mobilfunkprovider deutlich populärer. Doch auch heute bleiben Pager das Alarmierungsmedium der Wahl im Krankenhausbereich und bei Einsatzkräften wie beispielsweise der Feuerwehr.
Pager Dienste haben zudem den Vorteil, daß die Kosten im Rahmen bleiben. Für jedes Gerät ist eine monatliche oder jährliche Grundgebühr zu entrichten. Weitere Kosten entstehen dann erst beim tatsächlichen Einsatz. Es gibt sogar satellitengestützte Pager-Dienste, die weltweit funktionieren.
Diese Pagersysteme können optimal durch automatische internetbasierte Alarmierungssysteme ergänzt werden, die auf Knopfdruck in einer Alarmierungshierarchie Textnachrichten auf die Pager senden.
Paging-Dienste werden in Deutschland und Frankreich von der e*Message Wireless Information Europe GmbH angeboten:
Quelle: www.teltarif.de
Internet- und Intranetbasierte Kommunikationstechniken wie Foren, Blogs und Dark Sites sowie eingerichtete Hotline-Nummern ergänzen diese Kommunikationstechniken des Krisenstabs / der Krisenstäbe für die Information der internen Mitarbeiter und der externen Öffentlichkeit / Presse.
Der Zugang und die Benutzung von Videokonferenz- und Telefonkonferenzsystemen (Passwörter, Einwahlroutinen etc.) im Lagezentrum sollte ohnehin laufend gestestet und geübt werden.
Geht elektronisch gar nichts mehr, muß wie bei den staatlichen Einsatzkräften vorgesehen und beübt auf Melder und Boten übergegangen werden. Sehen Sie dies in Ihrer Notfallorganisation des Krisenstabs mit den angegliederten Unterstützungsdiensten vor.
Vor dem Einsatz der im obigen Bild dargestellten plug-and-play Kommunikationstechnik sei jedoch gewarnt. Die Vorteile liegen natürlich auf der Hand: jeder, der noch nicht mit dem Handy am Ohr aufgewachsen ist kennt die Technik aus seiner Kindheit. Nach einer Krisenstabssitzung kann auch ein ungeübter Bastler das Gerät aus den leeren Joghurtbechern anfertigen. Es eignet sich jedoch nur für die Kurzstreckenkommunikation und one-to-one. Ein Vorstand oder Krisenstabsleiter sollte diese Distanzen noch mit seinem geübten Sprechorgan überwinden können.
Apropos Sprechorgan:
Für die Sammelplätze sollten selbstverständlich Megaphone bereitgehalten werden. Diese funktionieren am Besten, wenn nicht gerade der Kollege die Batterien ausgeliehen hat oder deren Herstellungsdatum noch mit 19.. beginnen.
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